26
Apr
2006

...

"Bist Du krank? Seit 3 Tagen kein neuer Beitrag in Deinem Blog!"

Nein, nein, ich bin nicht krank, ganz im Gegenteil, es geht mir sehr gut und ich freue mich, weil: Noch einen Tag unterrichten und dann 10 Tage frei! Bis zum 10. Mai. Schoen, wirklich schoen.

Am Freitag fangen "Sportwettbewerbe" an, dauern bis Sonntag, alle Studenten muessen anwesend sein und danach sind "Mai-Ferien". Der 1. Mai wird hier gross gefeiert, eigentlich waeren nur 3 Tage frei, aber man macht hier gemuetlich eine Woche daraus, die restlichen zwei Tage werden dann spaeter nachgeholt. Praktisch!

In den letzten Tagen uebte ich ziemlich viel und arbeitete sehr intensiv mit meinen Maedels, damit ich sie mit "gutem Gewissen" in die Ferien entlassen kann. Manche haben leider kein Klavier zu Hause, sie fahren ja alle in den Ferien nach Hause, also muss das Programm auf ein Niveau gebracht werden, auf dem sich eine Pause lohnt. Ueber "ohne Klavier im Kopf mit Noten und auch ohne Noten" zu ueben, habe ich auch einige Vortraege gehalten, aber das koennte unter Umstaenden eher vergebene Muehe sein. ;)
Na, mal schauen!

Heute war es ruehrend und witzig.
Mittwochs habe ich nur eine Doppelstunde mit Cai Quan, Claudia schickte mir eine SMS, dass sie es zum Unterricht nicht schaffe, weil sie im Zug von Jinan nach Weifang sitze, ich freute mich auf die Stunde mit Cai Quan ohne Claudia. Das ist jetzt nicht etwas gegen Claudia, aber momentan sind gerade die Stunden mit Cai Quan besser, wenn Claudia nicht dabei ist, zumal Cai Quan seit...hm..guten drei Wochen wirklich schlecht spielt und kaum vorwaerts kommt. Vor drei Wochen musste sie nach Hause fahren und fehlte eine ganze Woche, seitdem fand sie nicht "zurueck."
Sie war auch fast bei jeder Stunde den Traenen nah - ich umarme sie allerdings nicht mehr, sondern bitte sie darum kurz raus zu gehen, wenn ich merke, dass es bald soweit sein wird, es geht ja nicht, dass sie staendig weint und zwar, weil sie selbst ueber ihr Spiel enttaeuscht ist, sie muss sich zusammenreissen - also, ich war auch distanzierter und gab ihr sehr konkrete Aufgaben, uebte auch viel mit ihr. Und: Danke, danke, danke! Endlich klappte es heute. Also ich kann sie auch mit gutem Gewissen in die Ferien gehen lassen. Sie hat auch ein Klavier zu Hause, wird ueben, hat sie gesagt, das wollen wir aber dann nach den Ferien sehen!

Eine Stunde waren wir allein, dann sah ich Fei Feis und Du Juns Gesichter an der Tuer - ein Fuenftel der Tuer ist aus Glas - Cai Quan und ich lachten, gingen zur Tuer, Fei Fei und Du Jun kicherten und liefen weg.
"Heeeeeeeeeey, Fei Fei, Du Jun, kommt her, was gibts?"
Sie erzaehlen mir, dass Claudia in Jinan ihre Geldboerse geklaut wurde, viele Karten und Ausweise weg sind und man das alles neu machen muss. Das ist wirklich bloed und das tut mir sehr leid fuer Claudia.
Trotzdem mussten wir viel dabei lachen, weil wir uns ja in einer Mischung aus Deutsch-Chinesisch-Englisch-Gestik-Schauspielen-Zeichnen unterhalten. Klappt hervorragend!

Die Maedels wollten wissen, wann ich Geburtstag habe. Ich sagte es auf Chinesisch: "6. Monat, 30. Tag"
"Oooooooh! Und was wuenschen Sie sich Ihnen?"
"Euere Pruefungen sind am 28. oder 29. 06., ihr sollt schoen spielen, das ist das schoenste Geschenk fuer mich!"
"Oooooooh, aber vielleicht koennen wir etwas fuer das naechste Semester vorbereiten!"
"Ich bin ja im naechsten Semester nicht da, ich fahre im Juli weg und komme nicht zurueck."
Fei Fei wusste das offensichtlich nicht und fing sofort an zu weinen. Das haben wir aber bald wieder hingekriegt und lachten wieder.
Ich mag diese Maedels wirklich sehr. Meine Studentinnen sind wirklich das schoenste an und in China, was ich hier erleben durfte. Das habe ich aber bestimmt auch schon gesagt.

Fei Fei musste dann irgendwann einmal weg, Du Jun blieb da, sie war die Dolmetscherin! Sie macht es uebrigens sehr gut. Sie ist ja eine sehr fleissige, lernt Deutsch, uebt viel, ist sehr musikalisch und spielt in diesem Semester wirklich wunderschoen und auch wenn sie vielleicht nicht alles versteht, weiss sie, was ich meine. Es war wirklich schoen heute!

Schlafen Sie gut, liebe Damen und Herren!

23
Apr
2006

...

Das Meer.
Das Meer!
Hach, wunderschoen! Qingdao tat uns gut, tat mir gut, oh ja!
Haette ich heute meine Badesachen mitgenommen, waere ich ins Wasser gesprungen, naechstes Mal mache ich es!

Diana und ich trafen uns um 8 Uhr, fuhren mit dem 52er zum Busbahnhof, das dauerte gute 40 Minuten, um Dreiviertel 9 waren wir am Bahnhof. Nicht vorne am Bahnhof, sondern hinten, mitten zwischen 1000 Fahrzeuge, alle fahren irgendwo hin, alles steht auf chinesisch, wir waren beide zum ersten Mal da.

"Tina, wie finden wir jetzt einen Bus nach Qingdao?"
Ich sehe eine uniformierte Frau.
"Qingdao?"
"Qingdao?"
"Ja, Qingdao!"
"Qingdao, due due!"
Sie geht, wir folgen ihr, da steht ein Bus, wir steigen ein, die letzten zwei Plaetze ganz hinten in einem fuer chinesische Verhaeltnisse doch Luxusbus. Mit Fernsehen und so.
Es sind allerdings schon gute 2 Stunden, genau gesagt 2,5 Stunden von Weifang nach Qingdao. Eine halbe Stunde faehrt man nur durch Qingdao bis man zum Busbahnhof kommt, und das was man sieht unterscheidet sich nicht von Weifang. Also sitzen wir im Bus und warten darauf, das Meer zu sehen oder irgendwas anderes. Irgendwann einmal werden die Strassen doch enger, ach, das ist so schoen, und wir kommen an.
10000000000 Taxler um uns herum. Wir sind ja typische Touristen, sind allerdings auf ein paar Maschen annfangs auch reingefallen. Bei der Rueckfahrt dann natuerlich nicht mehr und naechstes Mal werden wir wie die Fuechse sein. ;)

"Wartet jetzt mal, wir brauchen einen Stadplan!", sage ich auf Deutsch und zeige auf den Stadplan, der einer der Taxler haelt.
Wir kaufen uns Stadtplaene, ich frage, wo wir sind, sie zeigen es mir, ich markiere es.

"Diana, wo wollen wir hin?"
"Ans Meer, oder?"
"Oh ja!"

Ich zeige es auf dem Plan, der Taxifahrer will uns sofort ins Taxi einsteigen lassen, ich zeige ein "wie viel?"
Er sagt: "70 Yuan."
Ich gucke mir den Stadplan an, es sieht wirklich sehr weit aus, ich kenne aber Qingdao nicht, habe keine Ahnung und sage: "30 Yuan." Er springt vor Freude auf und sagt "Ja!"
Ich denke mir: "Mist!" lol
15 Yuan waere der faire Preis gewesen, zu dem Preis sind wir zurueck gefahren, also nach Weifang-Taxometer waeren es ungefaehr 15 Yuan.

Nun, der Taxler bringt uns zu dem bekanntesten Strand in Qingdao - auf dem Weg dorthin sieht man viele engeren Strassen, die Stadt wirkt lebendig - aber nein, er bringt uns nicht sofort zum Strand sondern direkt zum Hotel, es kommen viele Hotel-Angestellte, zeigen uns ein "Sie wollen jetzt sicher schlafen, nehmen Sie doch ein Zimmer hier", ich sehe einen Fluegel beim Eingang, werfe aber diesen Gedanken sofort weg, wir bedanken uns, zeigen, dass wir gehen wollen und verschwinden.

Der Strand.
Das Meer.
Dieser "bekannteste Strand" - viele, aber nicht zu viele Leute sind da, sitzen, geniessen das Meer und die Sonne, 5 Koepfe sieht man im Wasser, ich gehe zum Wasser, beruehre es, koste es. Gar nicht so salzig, klares Wasser, blaugruen, hell.
100000 Menschen kommen und fragen uns, ob wir diese Boot-Rundfahrt machen wollen, ich wimmle sie problemlos ab, Diana hat ein bisschen Schwierigkeiten und braucht zu lange, aber in 5 Minuten hatte sie es auch drauf. Ein "Nein, danke" und sofort in andere Richtung schauen, genuegen ja.

"Moechtest Du in die Stadt gehen oder wollen wir weiter die Kueste entlang gehen?", frage ich.
"Die Kueste entlang, oder?"
"Oh, ja!"
Der Strand ist vorbei, es gibt einen schoenen Weg, viele rotbraune Felsen, die man auch betreten darf, man muss 5 Yuan bezahlen, um diesen Weg zu gehen und er ist wunderschoen. Wunderschoen.

Es ist trotzdem nicht der Geruch des Meeres, der mich fesselt. Das kann Adria. Dieses dunkelblaue Meer, dieser salzige Geruch, diese frische Luft. Apropos Luft. Die Luft in Qingdao. Das ist etwas ganz anderes als in Weifang. Keine Staubkoernchen, die einem in die Augen fliegen, die man einatmet. Die Luft ist viel klarer. Und ich liebe ja das Meer. Irgendwann einmal will ich am Meer leben, ich sage auch immer, ich wuerde mich besser im Wasser fuehlen als so "auf der Erde." Das Meer hat etwas die Freiheit symbolisierendes, zumindest wirkt es auf mich so, ich fuehle mich immer sehr frei, wenn ich am Meer bin, oder schwimme.

Wir waren am Ende des Strandweges, gingen raus und weiter, kamen zu irgendeinem Militaermuseum und einem Park, guckten uns an und beschlossen den Strandweg zurueck zu gehen. Wir goennten uns auch ein wenig absolute Stille indem sich jede einen Felsen aussuchte und das Meer beobachtete. In der Hochsaison ist es dort bestimmt nicht so ruhig, aber jetzt war es wirklich traumhaft.

Das dauerte so gute 2,5 Stunden und wir hatten Hunger. Es war uns schon klar, dass gerade in dieser Unterfuehrung zwischen dem Hotel und dem Strand die teuersten Sachen sein muessen, aber es war uns wurscht, wir wollten zuerst auf die Toilette, gingen zum KFC, aber da gabs keine Toilette, naja, das naechste Restaurant, wir bestellten was, das war furchtbar, aber wirklich. Ich esse wirklich vieles, aber das war kalt, alt, schmeckte nicht, wir kosteten es, bezahlten und gingen, aber auf der Toilette waren wir, die war schon okay. Fuer chinesische Verhaeltnisse sowieso.

Gleich neben diesem Restaurant gibt es einen Stand, wo ein paar Jungs etwas frisch zubereiten, sowas wie Palatschinken, wir kauften uns das, sie schmeckten gut, sind toll gefuellt, machen satt, waren auch scharf, also perfekt. Und ein Stueckchen weiter sehen wir ein "To Go" - Dings.
Cappuccino.

Hach!
Cappuccino. In China. Endlich. Sogar in wirklich schoenen Tassen! Schmeckte hervorragend.

Und dann gingen wir den Berg hinauf, spazierten noch eine gute Stunde - Wiener 19. Bezirk waere uebertrieben, aber ungefaehr kommt es schon hin. Sehr ruhig, sehr nobel, keine rumschreinden Chinesen, sehr gruen, sehr vertraut, irgendwie. Oh ja, ich koennte mir vorstellen, irgendwann einmal, in 2, 5 oder 10 Jahren in Qingdao ein Jahr zu verbringen.
Klar. :)


Guten Start in die Woche wuensche ich!

21
Apr
2006

...

"Cai Quan, Du musst lernen zu ueben. Ich bin noch 2,5 Monate da, ich komme nicht im naechsten Semester wieder, was wirst Du tun, wenn der naechste Lehrer nicht mit Dir staendig sitzen und ueben moechte? Du kannst doch nicht immer alles vergessen!", sage ich laechelnd.
Claudia schaut mich ueberrascht an und uebersetzt es.
"Oh, wieso kommst Du nicht im naechsten Semester?"
Ich erzaehle etwas von "mein Leben ist in Europa", "verschiedenen Plaenen" usw.
Traurige Gesichter.
"Na, nix da! Jetzt sollen wir nicht traurig sein, sondern uns freuen, dass wir eine schoene Zeit hatten, noch 2 Monate haben und schauen, das Beste daraus zu machen! Also, wenn Du etwas von mir lernen moechtest, dann musst Du diese Zeit jetzt nutzen und nicht nur und ausschliesslich an Deinen Freund denken."
Wir lachen.

Die Leichtigkeit ist zurueckgekehrt. Meine Entscheidung wurde von allen mir Nahe stehenden Menschen mit Freude zur Kenntnis genommen. Auch Diana freute sich!
"Tina, heisst es, dass Du jetzt wieder normal wirst oder bleibst Du so komisch? Ich habe mich nicht getraut, Dich anzurufen, immer dachte ich, ich wuerde Dich stoeren! Egal, ob ich anrufe oder nicht anrufe, Du hast es eindeutig vermittelt, dass ich Dich stoere!"
"Ja, in solchen Situationen bin ich unaustehlich, da gehe ich lieber allen Leuten aus dem Weg. Es tut mir leid. Solche Entscheidungen sind wichtig, ich musste auf mich hoeren, in mich hineinhorchen und ich musste das Ganze auf mich einwirken lassen, ohne mich zu wehren oder abzublocken, um genau zu realisieren, was es in mir hervorruft und mich sehr genau beobachten."
"Du mit Deinem einwirken lassen!", Diana verdreht die Augen und lacht.
"Ja!"
"Also wir fahren am Samstag nach Qingdao?"
"Japp."
"Vielleicht gehst Du sogar zu dem Drachenfestival mit?"
"Das kannste aber vergessen!"
"Na gut, wenn Du nicht willst, wir treffen uns um 8 Uhr vor der Bibliothek, alle Auslaender, nur damit Du das weisst..."
"Ja, sehr schoen. Ich freue mich wirklich fuer euch und wuensche euch viel Spass!"
"Okay, wir sehen uns dann am Nachmittag!"
Ich musste lachen.
"Diana, ich weiss es ganz genau, wenn Du Dir etwas denkst und es nicht sagst, ich sehe es Dir ganz genau an!"
"Nein, das weisst Du nicht, denn wenn Du das wuesstest, wuerdest Du mitkommen!"
"Jaaaa, genau!"
Wir lachen und verabschieden uns.


Und wie es das Leben so will, kaum hatte ich fuer mich die Klarheit gefunden, oeffnen sich auch beruflich neue Wege. Brasilianer wollen mich fuer 4 Wochen haben. Und Arizona scheint auch Interesse zu zeigen. Voellig unerwartet.
Aber zuerst mal noch 2,5 Monate in China und die Reise nach Europa, nach Hause.

Da faellt mir ein, ich hab ja momentan in Europa gar kein Zuhause. lol


Beste Gruesse, meine Lieben!

19
Apr
2006

...

So.
Die Ungewissheit ist beendet. Die Entscheidung ist gefallen.
Und damit hier wegen meinem letzten Beitrag keine grosse Besorgnis herrscht, lasse ich es euch natuerlich wissen.

Ich werde kein weiteres Jahr in China bleiben. Weder in Weifang noch in Changsha oder ZhengZhou.

Definitiv und endgueltig.
Vielen herzlichen Dank an mein Unterbewusstsein und auch an mein Bewusstsein, ich fuehle mich sehr erleichtert und freue mich!

China kam fuer mich zu einem wunderbaren Zeitpunkt: Den Magistertitel erlangt, oesterreichische Staatsbuergerschaft bekommen, aus dem Studentenheim ausgezogen. Was wuerde man sich dann mehr wuenschen als sofort an einer Universitaet zu unterrichten, noch dazu in so einem fernen Land. China war eine Chance, die ich ergriffen habe und ich bin sehr dankbar dafuer, dass mir das ermoeglicht wurde. Ein weiteres Jahr waere allerdings Flucht. Und ein Fluechtling war ich noch nie, ein Kaempfer, ein Mensch klarer Taten und klarer Worte, ja, das wohl eher und das ist nicht einmal uebertrieben. ;)
Mal abgesehen davon, dass es nichts gibt vowor ich fluechten muesste. Oder wenn ich mich mal auch Kafkas Worte bedienen duerfte: Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Meine brachten mich letztes Jahr nach China. Ein Jahr genuegt, jetzt werden neue Wege gegangen.

Ich habe viel nachgedacht, bewusst und unbewusst, meine Traeume waren auch sehr witzig, auch wenn es teilweise fast Albtraeume waren, viele dafuer und dagegen abgewogen, denn natuerlich hat China auch seine guten Seiten – ich habe hier trotz allem relativ viel Ruhe, viel Freiraum im Unterricht, ich kann mich auf mein Ueben konzentrieren, oder mich auch ueber China und Chinesen aufregen, dieses Blogdings schreiben – das sind alles wunderbare Sachen, die nicht zu unterschaetzen sind, trotzdem bin ich zum Entschluss gekommen, dass mir ein weiteres Jahr in China nicht gut tun wuerde. Ein weiteres Jahr wuerde Stagnation, gar Rueckschritt bedeuten. Manchmal habe ich Angst, dass ich hier womoeglich verdumme oder so. Meinen Studentinnen konnte ich in diesen zwei Semester doch einiges mit auf den Weg geben, eine Basis erschaffen auf der man aufbauen kann, sie haben grosse Fortschritte gemacht und ich hoffe, das werden sie auch in den verbleibenden 2,5 Monaten machen, ich hatte und habe sehr viel Freude beim Unterrichten, meine Studentinnen sind eigentlich das einzige, was mir hier wirkliche Freude bereitet, es war und ist sehr viel Arbeit, aber bisher gaben sie mir immer das Gefuehl, dass sich diese Muehe lohnt. Zwar nicht immer, aber immer wieder.


Ich wachte mit einem sehr klaren Kopf auf, die Sonne schien, ich fuehlte mich sehr erleichtert, schrieb die Mails an die Wienerseite und an die chinesische Seite und freue mich auf die restliche Zeit, die ich hier noch verbringen werde. Sofort nervt mich auch kaum etwas hier. Ein sehr schoenes Gefuehl!

Seid lieb gegruesst und geniesst den Tag!

18
Apr
2006

...

Es blitzt. Es donnert. Es regnet.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie wunderschoen ich das finde. Vielleicht gehe ich, nachdem ich diesen Beitrag geschrieben habe, raus und geniesse dieses Wetter. Abwaschen, abspuelen, "Singing in the Rain" summen. Oder laut singen. Oder schreien.

Dieses Donnern, Regnen, das ist so lebendig, ich hoere die Chinesen schreien, vor Freude. Sonst ist es hier zu trocken, viel zu trocken. Und staubig und schmutzig.

Wie gesagt, momentan bin ich nicht gut auf Chinesen zu sprechen, alles nervt mich, das ist aber kein Grund, um sich Sorgen zu machen oder so, das ist normal, man kann nicht immer gut gelaunt sein, schon gar nicht in so einem Land. Und man darf und soll seinem Aerger mal freie Luft schaffen.


Heute, so gegen 19 Uhr gehe ich an der Uni die Treppe hinauf und denke, was mich hier alles nervt, ich denke das alles gleichzeitig, das funktioniert prima, spart Zeit und schont meine Nerven, also:
1. Wie kann es sein, dass ich gestern mein Unterrichtszimmer geputzt habe und heute schon so viel Staub da ist, wie ich es in Wien nicht einmal in 2 Monaten haette?
2. Wieso weiss ich noch immer nicht, wann das Konzert ist? War ich zu fies zu Claudia, weil ich sagte 'das ist das Programm, die Beschreibungen und Informationen koennt ihr euch selbst aus dem Internet holen'?
3. Wieso muss sich Frau Chu jeden Tag bemerkbar machen? Wieso will sie immer etwas? Wieso kann sie uns nicht einfach mal in Ruhe lassen? Ich koennte, wenn ich wollte, wirklich agressiv werden, das spuere ich.
4. Negative Gefuehle. China ist negativ, eindeutig. Ich merke, dass ich abblocke, weil ich dieses Elend nicht ertrage. Jedesmal wenn ich in die Stadt fahre, bin ich niedergeschlagen. Ich komme mir fast wie ein Empath vor. Ich kann nicht weggucken, es nimmt mich mit. Ich kann mir nicht die schoenen Seiten anschauen. Ich kann nicht diese "Hallos" immer mit einem Laecheln entgegennehmen, ich kann mir nicht Sehenswuerdigkeiten ansehen und gluecklich sein, dass ich sie gesehen habe. Ich kann es nicht. Ich spuere einfach dieses Elend hier, momentan sehr intensiv.
5. Es nervt mich, dass die Studenten von der Musikabteilung jetzt genau das gleiche Programm spielen wie meine Studenten. Genau das Gleiche. Ansonsten spielen sie immer nur das, was der Lehrer gespielt hat und jetzt ist ja eine gute Moeglichkeit, mal auch was neues zu lernen. Ja, das ist schoen. Aber. Es nervt. Vor Allem, weil sie dann schnell etwas draufklatschen, ohne auf irgendwas zu achten und meine Studentinnen dann das Gefuehl haben, zu langsam zu lernen. Ich muss sie dann einfach auch immer so "draufklatschend-spielen-lassen" damit sie checken, dass es nicht darum geht, aber trotzdem sind sie verunsichert.
6. Es nervt mich momentan einfach alles. Aber wirklich alles. Das ist so und das ist auch gut so.

Also denke ich das alles waehrend ich die Treppen raufsteige und sehe dann im dritten Stock einen Rottweilerwelpen. Ich denke, ich spinne, und gehe weiter, man sieht doch hier keine Welpen, keine Hunde, keine Tiere, nix. Ich realisiere aber, dass es schon echt war und drehe mich um, das kleine Welpchen und sein chinesischer Besitzer gucken mich an. Ich gehe die Treppe hinunter, setze mich hin, sage: "Heeeey, komm her."
Das Welpchen springt in meinen Schoss, kuschelt sich an.

Ich haette weinen koennen.

16
Apr
2006

...

Einen wunderschoenen Ostersonntag wuensche ich!

An diesem Wochenende tat ich das, was ich immer tue, wenn ich mich nicht wirklich ganz fit fuehle: Ich goenne mir Ruhe und ziehe mich zurueck.

In den 11 Jahren in Wien verbrachte ich diverse Feiertage doch oft alleine, weil ich in Wien bleiben musste, uebte, Konzerte oder Pruefungen vorbereitete oder arbeitete. Ich genoss diese Tage sehr, ich kehrte in mich zurueck, putzte ordentlich mein Zimmer (hat immer eine symbolische Wirkung, auch!), nahm mir Zeit fuer mich, telefonierte mit meinen Eltern und Menschen, die mir Nahe stehen und freute mich, dass es sie gibt (gaebe muesste es heissen, oder? Ich sage jetzt aber "gibt". Gefaellt mir besser.).

So auch an diesem Wochenende, es ist ein Feiertag und mein Koerper, auf den ich doch hoere, zeigte mir, dass irgendwas nicht stimmt. Ich fuehlte mich niedergeschlagen, vieles ging mir durch den Kopf, viel zu viel Energie raubende Menschen und Dinge um mich herum, ich brauchte Ruhe und absolutes Alleinsein.

Gestern sah und sprach ich mit keinem Menschen, virtuell schon, aber sprechen musste ich nicht, am Abend ging ich mir noch Mineralwasser kaufen, das tat ich auch ganz ohne Worte. Ich schlief sehr viel, unglaublich viel wuerde ich sagen, putzte meine Wohnung, goennte mir ein paar "Pflegestunden", beobachtete aus Distanz die Gedanken, die mir momentan durch den Kopf gehen.
Diese Gedanken sind noch nicht reif genug, um darueber zu gruebeln, oder etwas konkretes zu tun. Bisher konnte ich mich sehr gut auf mein Unterbewusstsein verlassen und irgendwie auch alles, was mir passierte, war das Beste fuer mich, auch wenn ich es manchmal erst spaeter realisieren konnte. Also beschloss ich, mein Unterbewusstsein weiter arbeiten und in Ruhe zu lassen, nicht zu gruebeln und abzuwarten. 2 Wochen gebe ich ihm Zeit!


Heute, so vor einer Stunde rief ich meine Eltern an und musste sehr viel lachen. Diese Geschichte moechte ich euch nicht vorenthalten! Mein Papa ging ans Telefon, wir wuenschten uns frohe Ostern, plauderten und lachten, dann sprach ich mit meiner Mama, denn "Das musst Du Deiner Mama erzaehlen, ich kann es nicht so im O-Ton weiter geben und Du weisst wie sehr sie alle Einzelheiten wissen moechte!". Ich redete mit meiner Mama, dann kamen wir zum Thema "Was-alles-gekocht-wurde."
"Zuerst muss ich Dir die Geschichte mit den gefaerbten Eiern erzaehlen!", lachte sie.
"Bin gespannt.", ich ahne schon irgendeinen Unfall und lache.
"Ich war mit Kochen beschaeftigt und Vanjkica (m.A. Ivan, mein Papa, aber sie nennt ihn ja nicht Papa) ging einkaufen, er kauft sonst immer ein, aber Eier kaufe ich und gerade fuer Ostern wollte ich frische Bioeier haben und erklaerte ihm von welcher Frau er sie kaufen solle, wo sie genau stehe und so. Er kaufte 60 Eier, meinte: 'Ich habe diese Frau gefunden, sie gefragt, ob sie Dich kenne, sie meinte ja, also kaufte ich dort.' Ich habe dann 5 Stunden verbacht, Eier vorzubereiten, mit den verschiedenen Blaettern umwickelt und in Struempfchen eingewickelt und dann.....dann kochte ich sie.", eine kuenstlerische Pause.
"Und?", ich lachte natuerlich schon.
"Sie fingen an zu platzen und zu stinken. Mehr als die Haelfte eine absolute Katastrophe. Ein gruene Pfuetze, furchtbar!"
"Und was hast Du dann gemacht?"
"Na, was soll ich machen, ich habe gelacht. Es genuegt ja, dass ich 5 Stunden investiert habe, wenn ich mich jetzt noch darueber aergere, das bringt ja nichts. Aber Ivan, er wollte zu der Frau zurueck und sie am Hals packen!"
"Und hat er das gemacht? Und wieso hast Du nicht vorher kontrolliert, ob diese Eier in Ordnung sind?"
"Na, wer denkt sich schon, dass 60 Eier faul sind, zumal ja die Eier angeblich von der Frau waren, von der ich immer Eier kaufe.", leicht spoettisch sagt sie, und ich hoere den Papa lachen. Sie erzaehlt weiter:
"Ja, er ging am naechsten Tag hin, die Frau war nicht mehr da und andere Verkaeufer sagten zu ihm: 'Ivane, wir haben Dir doch gesagt und gezwinkert und Dich am Aermel gezogen, aber Du wolltest diese Eier und Punkt! Die Frau war nur an dem Tag da und wollte diese kaputten Eier los werden.'"
"Und habt ihr jetzt gar keine Ostereier?"
"Doch, doch...die Haelfte der Kaputten hat das Kochen ueberlebt, sie werden nicht gegessen, aber sie sehen schoen aus. Und 35 neue habe ich noch gekocht, zwar ohne Verzierungen, ich konnte das nicht noch einmal machen, aber schoen mit Zwiebelschalen gekocht, sie haben eine wirklich schoene Farbe!"
Wir mussten sehr viel lachen.
Und ich merkte wieder einmal, wie viel ich von meinen Eltern habe. Ich wuerde zwar wie meine Mama und wie mein Papa reagieren und nicht nur wie meine Mama oder nur wie mein Papa, aber das ist wirklich schoen. Also ich wuerde mich nicht aufregen, aber wuerde die Frau auch am Hals packen wollen. lol
Das ist natuerlich ein nicht-echtes-am-Hals-packen-wollen, damit keine Missverstaendnisse entstehen! ;)

Und ansonsten gibt es in Sarajevo heute sehr sehr viel Gemuese, Fisch, Beefsteak, Burek, 3 Salaten, Havanna-Torte, Soldatenbrot mit Nuessen und einen Kirschkuchen. Hach, da waere ich gern dabei!


Bei mir wird es heute Abend Zuchinni-Tomaten-Kartoffel aus der Mikrowelle geben. Schmeckt auch hervorragend! :)

Aber zuerst wird geuebt!

Geniesst den Sonntag und lasst es euch gut gehen!

12
Apr
2006

...

Happy End!

Grosses Theater, hervorragende Schauspielerei, Entschuldigungen, 180 Yuan und sogar eine Umarmung!


Ich erzaehlte heute zu Claudia, denn ich weiss ja, dass sie alles weiter leitet, dass ich mich schon beschwert haette, noch immer fassungslos ueber solche Frechheiten und Respektlosigkeiten sei, ich trug es sehr dick auf, Claudia nickte und stimmte mir zu. Chinesische Seite aus Wien duerfte auch schon interveniert haben.

Miss Li faehrt morgen weg, in den naechsten Tagen wird sie nach Europa fahren (endlich hat sie das Visum bekommen) und wollte uns schon heute Abend das Geld fuer April geben, was wir 10 Minuten vor dem geplanten Treffen erfahren haben.
Mit einer sehr sanftmuetigen, betroffenen aber bestimmten und ernsten Stimme sage ich zu Claudia:
"Ich moechte bitte Miss Li nicht treffen, ich habe nicht vor, mich anschreien zu lassen und komme nur, wenn sie sich fuer ihr Verhalten gestern entschuldigt, denn das war voellig inakzeptabel. Ich werde kein Wort mehr mit ihr sprechen, bevor sie sich nicht entschuldigt hat."
"Okay, ich sage Miss Li."
Chinesen, die sich entschuldigen, na das waere ja eine absolute Premiere!
15 Minuten spaeter ruft mich Claudia an.
"Tina, wir sind alle hier, kannst Du bitte vorbei kommen, Miss Li moechte sich entschuldigen."
"Ja, ich komme vorbei."
Diana, Gina, Claudia, Wang und Miss Li sitzen in der Ex-Wohnung von Diana, also dem Arbeitszimmer von Miss Li, wir begruessen uns. Wir laecheln uns leicht distanziert an.
Miss Li erzaehlt etwas, Claudia uebersetzt es:
"Miss Li hat so einen Charakter, sie kann sich nicht zurueckhalten, sie ist zu jedem so und sie moechte sich entschuldigen, aber wenn Du Dich auch entschuldigst, denn Du bist gestern einfach so weggegangen!"
Ich musste lachen.
"Ich bin doch nur weggegangen, damit Miss Li nicht weggeht, ich wollte ihr Tuere-knallen verhindern!"
"Du hast es also von Miss Li gelernt?"
"Ja!"
Die Stimmung wird lockerer, alle lachen so ein bisschen.
Aber ich bin ja nicht so, mache schon gern den ersten Schritt, spreche weiter und gucke zuckersuess dabei:
"Natuerlich entschuldige ich mich dafuer, dass ich gestern meine Stimme erhoeht habe, ich tue das, wie Du weisst, niemals, aber ich konnte sonst Miss Li nicht unterbrechen und ich entschuldige mich dafuer, dass ich weggegangen bin, das macht man auch nicht. Aber ich entschuldige mich fuer meine Forderungen nicht!"
Miss Li nickt mit dem Kopf, bedankt sich, dann entschuldigt sie sich und guckt mich noch zuckersuesser an:
"Ich entschuldige mich dafuer, dass ich so rumgeschrien habe und mich so verhalten habe, ich werde versuchen, nicht mehr so zu reagieren."
"Danke schoen."
Zuckersuesses Laecheln.
Diana amuesiert sich koestlich und schaut uns zu.
"Tina, Miss Li ist bereit, Dir 180 Yuan fuer das Fahrrad zu geben, wenn Du unterschreibst, dass Du 180 Yuan bezahlen wirst, wenn dieses Fahrrad gestohlen wird."
Der "wir-sind-so-grosszuegig" Blick.
"Danke, das ist wirklich schoen. Ich kann aber leider in einem Land in dem alles jeden Tag verschwinden kann, nicht dafuer garantieren, dass es nicht gestohlen wird."
"Heisst es, Miss Li muss dann noch ein Fahrrad kaufen?"
Ich lache.
"Nein, das muss sie nicht. Ein Fahrrad pro Semester reicht mir. Wenn dieses gestohlen wird, kaufe ich mir selbst ein Neues. Ich kann also unterschreiben, dass ich das Fahrrad fuer dieses Semester bekommen habe, ohne irgendwelche Garantien zu uebernehmen." Ich setze meinen besten "ich-komme-euch-so-entgegen-und-bin-sehr kompromissbereit" Blick ein.
"Und brauchst Du dann im naechsten Semester wieder ein Neues?"
Dieses "im naechsten Semester" geht mir schnell durch den Kopf. Aha.
"Wenn dieses kaputt oder gestohlen wird, dann ja. Sonst natuerlich nicht."
"Okay. Danke schoen."
Alle sind gleucklich, man koennte von so viel verlogenes Nettsein kotzen, aber wir laecheln natuerlich.
Diana amuesiert sich weiterhin und sagt auf Bulgarisch:
"Was fuer ein Schauspiel, koestlich!"
Wir lachen. Chinesen lachen auch, das wird schon was Witziges sein, denken sie sich bestimmt!
Ich kriege mein Gehalt fuer April, Miss Li moechte noch etwas sagen.
"Wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit gut funktionieren wird, wir denken immer an die Zukunft und hoffe, dass solche Vorfaelle nicht wieder vorkommen."
"Ja, ich hoffe auch und ich habe von diesem Vorfall nichts der Wienerseite erzaehlt, ich habe mich bei der chinesischen Seite beschwert, aber wenn ich das Wien erzaehlt haette, dann waeren sie ausgeflippt, denn sowas waere fuer sie absolut unvorstellbar, dass wir hier solche Probleme haben, also habe ich es lieber nicht erzaehlt", sehr versoehnlich und ueberzeugend erfinde ich. Ich habe es in der Tat der Wienerseite nicht erzaehlt, aber nicht, weil sie dann angeblich ausflippen wuerden. lol
"Oh, vielen herzlichen Dank dafuer"
"Bitte, gerne."

Alle sind gluecklich, wir unterhalten uns noch ueber Wien und geben Miss Li Tipps.
Selbstverstaendlich konnte ich mir nicht verkneifen, Miss Li zu sagen, dass sie in Wien nicht die Tuere zuknallen sollte!
Miss Li freut sich richtig auf die Reise, wir freuen uns auch fuer sie. Sie zeigt uns einen Ausweis von ihr, zeigt, dass sie 1972 geboren ist und zeigt mir ein "so wie Du!" und fragt Diana und mich, wie wir unsere Haut pflegen, denn sie habe schon so viele Faeltchen und so. Wir verneinen das natuerlich, Diana gibt Honig-Maske-Tipps, ich sage Miss Li, dass ich ihr selbst eine Hautmaske zubereite, wenn sie zurueck kommt, so ein echtes Schoenheitsprogramm wuerde ich fuer sie machen, ja, sowas sage ich.

Um Himmels Willen, meine schlimmsten Seiten kommen hier zum Vorschein, furchtbar!

"Miss Li, pass auf Dich auf, lass es Dir gut gehen und geniesse Wien."
Miss Li moechte mich umarmen, ach, wie romantisch! Ich umarme sie, wir verabschieden uns, Diana und ich gehen raus, Diana lacht:

"Was fuer ein Theater!"

11
Apr
2006

...

Miss Li und ich haben uns angeschrien!

Spannend!

Ich fange aber von Anfang an.
Miss Chu und Miss Li waren heute um 15 Uhr beim Unterricht dabei, die Fotos fuer Plakate und kurze Unterricht-Videos fuer das Archiv der Universitaet wurden gemacht, gemuetliche Atmosphaere, in 15 Minuten ist es vorbei, Miss Chu fragt noch einiges wegen des Konzerts im Mai (Wang, Diana und ich, um "gute Zusammenarbeit" zu signalisieren), Miss Chu moechte noch ein paar s/w Fotos von mir haben, ich moechte nach Hause gehen und sie holen, wir verabschieden uns, Miss Chu geht noch zu Diana, Miss Li bleibt da und moechte ueber das Fahrrad diskutieren.
Das Laecheln aus ihrem Gesicht verschwindet, sie setzt diese "strenge Maske" an und faengt an:
"Ich bezahle das Fahrrad nicht."
"Miss Li muss es auch nicht bezahlen, die Universitaet oder Herr Guo sollen es bezahlen, er ist ja mein Vertragspartner, sie als seine Freundin, hat eigentlich nichts damit zu tun. Hier ist die Rechnung. Ich moechte darueber bitte auch gar nicht diskutieren."
"Das ist eine unfaire Forderung." (und noch ungefaehr 100 andere Woerter erzaehlt Miss Li wie ein Maschinengewehr, wird immer schneller und erhoeht ihre Stimme.)
"Claudia, ich moechte nicht ueber 18 Euro diskutieren, es ist eine Prinzipsache, mir steht ein Fahrrad zu und ich habe in diesem Semester keins bekommen. Sie soll einfach die Rechnung weiter geben, ich regle das schon mit Wien."
Miss Li wird immer schneller und lauter, regt sich so wie immer voellig unkontrollierbar auf.
Ich zeige ein "bitte leiser", ich kann mir so ein Gepiepse nicht anhoeren und das Rumgeschreie schon gar nicht.
Ich sage auch zu Claudia, dass sie bitte Miss Li darum bitten soll, nicht so rumzuschreien.
Miss Li kann sich aber nicht mehr zurueckhalten, sie ist halt so.
"Das ist nicht korrekt, ich bezahle es nicht!", schreit sie schon.
"Kann Miss Li lesen?"
Claudia uebersetzt es nicht, bejaht es nur.
"Gut, dann soll sie meinen Vertrag lesen. Fahrkosten werden mir erstattet und es geht nicht um ein Auto oder ein Taxi sondern um ein Fahrrad. Es steht mir zu, so einfach ist das."
Miss Li schreit und erzaehlt irgendwas die naechsten 10 Minuten, ich zeige noch einmal ein "bitte leiser", aber sie kann man nicht mehr stoppen, das ganze dauert insgesamt gute 20 Minuten und ich weiss, bald wird sie ihre Tasche nehmen und die Tuere zuknallen.
Diesmal aber nicht.
Ich stehe auf, unterbreche ihr Geschreie indem ich einfach lauter anfange zu reden als sie, sie hoert auf und ich gebe jetzt meinen O-Ton weiter (das ist sehr praktisch in China, man kann relativ unhoeflich sein, weil:
1. sie es eh sind
2. Claudia eh nicht alles versteht, was man da gerade gesagt hat
3. sowieso eine mildere Version uebersetzt.), also ich stehend und gestikulierend:
"Diese ungezogene Goere soll mal lernen sich zu benehmen. Man schreit nicht rum, man faellt nicht einem ins Wort. Sie kann aufs Feld gehen und rumschreien, wenn sie will. Ich habe ihr fuenfmal gesagt, ich diskutiere nicht darueber, diese beschissenen 18 Euro sind mir eh wurscht, ich habe sie fuenfmal darum gebeten nicht rumzuschreien, ich hoere mir das Rumgezicke nicht mehr an, sie kann mich mal. Auf diese Zigeuenermentalitaet hab ich keinen Bock mehr."

Dann hab ich meinen Rucksack genommen und bin raus gegangen.

lol

Oh Gott, werde ich je wieder normal diskutieren koennen, China macht furchtbare Menschen aus uns!

Inzwischen ist natuerlich alles wieder gut, Miss Chu hat sich kaputt gelacht als sie das erfahren hat und irgendwas ueber den Charakter von Miss Li erzaehlt, aber die Frage um das Fahrrad ist noch immer nicht geloest! Spannend bleibt es! lol

Einen wunderschoenen Dienstag wuensche ich!
logo

China/Wien

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Einladung zum Konzert
Einladung zum Konzert am 21.04.2009 im Bösendorfer...
Vollmeise - 31. Mär, 21:59
Liebe Angelika!
Ich habe versucht Dich per email zu erreichen, diese...
laoshi - 26. Okt, 17:19
Hallo ihr Lieben, nach...
Hallo ihr Lieben, nach langer Schreibpause möchte...
ni hao - 22. Sep, 03:53
Na klar
findet man den Weg hierher noch, auch wenn ein wenig...
laoshi - 5. Aug, 22:59
Huiiiiii, dass man noch...
Huiiiiii, dass man noch den Weg hierher findet! Meine...
Vollmeise - 3. Aug, 02:12

Suche

 

Status

Online seit 7147 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Mär, 21:59

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren