8
Jul
2006

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China reflektierend, Bilanz ziehend:

Es ist eigentlich alles gesagt!

Nach einer knappen Woche in Wien, schreibe ich doch noch einige Gedanken auf, um das Kapitel "China 05/06" abzuschliessen.

Zuerst moechte ich sagen, dass ich sehr gluecklich bin, wieder in Europa zu sein. Ich habe mich sofort problemlos eingelebt, muss mir nur noch abgewoehnen, staendig "ni hao" und "xie xie" statt "Hallo" und "Danke" zu sagen und mich an die Tastatur mit den Umlauten gewoehnen. Diesmal mache ich es so, wie es sich in diesem Blog gehoert: Ohne Umlaute!

Die 9 Monate in China waren wunderbar und lehrreich. Der eine Monat, den ich im Winter in Europa verbracht habe, gehoert vielleicht auch zu der China-Zeit, dann waeren es also 10 Monate, aber ohne diesen einen Monat, in dem ich Menschen treffen durfte, die mir Nahe stehen und mir viel bedeuten, in dem ich viel Kraft, Liebe und Waerme tanken konnte, ohne diesen Monat haette ich wahrscheinlich das Sommersemester nicht ausgehalten. Aber so ging es. Und wie es mir ging - das wurde hier festgehalten!

Die wichtigsten Erkentnisse, die ich aus China mitnehme sind vor allem kuenstlerischer und paedagogischer Natur. Obwohl ich seit einem guten Jahrzehnt unterrichte, tat ich es noch nie in diesem Ausmass und der Unterricht stand nicht im Mittelpunkt, sondern mein Studium, meine Konzerte, mein Ueben und andere Lebensumstaende. In China war es anders. Mal abgesehen von den alltaeglichen Problemchen und Problemen, die wir zu bewaeltigen hatten, waren meine Studentinnen der absolute Mittelpunkt meines Aufenthaltes. Und China ist anders, der Unterricht ist anders, die Studentinnen sind anders, das Niveau ist anders. Das alles verlangte mehr als 100% Konzentration, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Genauigkeit. Ich lernte noch viel genauer zuzuhoeren, mir und den anderen.

Es ist ein wunderbares Gefuehl der "Selbststaendigkeit" und eines erreichten "Reifegrades", das Gefuehl das seit fast 30 Jahren Gelernte, verinnerlicht zu haben, weiter geben zu koennen und zu moechten, und zu merken, wie aufnahmefaehig und von der Musik begeistert man ist und wieviel man noch selbst lernen kann.

In der Chinazeit bin ich auch zu einem ziemlich guten Blattspieler geworden und das Repertoire meiner Studentinnen war vorwiegend etwas, was ich selbst nicht im Repertoire habe, so hatte ich die Chance viele neue Werke kennenzulernen, mich mit ihnen auseinander zu setzen, zu ueben, zu spielen.

Wie oft musste ich an alle meine Professoren denken, mich fragen, was sie tun und wie sie reagieren wuerden, auf ihre Worte, Gedanken zurueckgreifen. Ich hatte wirklich das Glueck, bei so hervorragenden Kuenstlern und Paedagogen zu lernen, das habe ich hier schon geschrieben, aber das kann ich nicht oft genug sagen. Danke.

Ich wusste nicht, wie geduldig ich bin. Okay, in einer Warteschlange oder wenn mein PC nicht funktioniert, dann bin ich alles andere als geduldig, aber bisher dachte ich, ich waere nur beim Ueben geduldig. Dem ist nicht so.

Und diplomatisch bin ich ja auch! Wahnsinn!

Wer lachen moechte, kann es jetzt gern tun! ;)

Das Wertvollste, was ich aus China mitnehme, ist meine Freundschaft mit Tina Marion, die ich zum Glueck in Wien weiter pflegen darf. Voellig unerwartet, in einem fremden Land, trifft man jemanden, den man ins Herz schliesst. Schoen. Danke.

Meine Freunde, meine Lieben, meine Leser, die mich waehrend dieser Zeit in diesem Blog, per Mail, icq, skype begleitet und unterstuetzt haben - vielen herzlichen Dank dafuer. Auch das war unerwartet und bedeutet mir sehr viel.

Und danke, dass ich schreiben durfte und konnte. Welch ein Mitteilungsbeduerfnis ich so an den Tag legen kann, kaum zu glauben!

Das Negative aus China, das habe ich schon vergessen, das waren ja auch meist momentane negative Gefuehle, nichts tiefsitzendes. Ich schliesse es nicht aus, irgendwann einmal, so in ein paar Jahren, wieder nach China zu fahren, aber laenger als 2-3 Monate kaeme nicht in Frage. Noch besser waeren 4 Wochen!

Aber jetzt ist das Leben in Europa angesagt. Es kommen spannende, auch ungewisse Zeiten auf mich zu, aber ich freue mich auf alles, was auf mich zukommen mag und werde versuchen, das Beste daraus zu machen!
Ich bin neugierig, optimistisch und gehe mit einem Laecheln weiter meinen Lebensweg.


Danke noch einmal und alles Beste, alles Liebe wuensche ich,


Tina

1
Jul
2006

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Koffer sind gepackt, ich mache eine kleine Pause und in 2 Stunden holt mich Miss Li ab und bringt mich zum Weifang-Flughafen.
Ich bin mir nicht sicher, wie schwer meine 2 Koffer sind, ich hoffe, nicht mehr als 30 kg. Also ich kann sie beide heben und ziemlich problemlos 30 sec halten, das duerfte ungefaehr hinkommen, mal schauen!

Mein Geburtstag gestern war voellig anders als erwartet! Der Plan am Nachmittag war: Einkaufen, packen, Fussball gucken. Alles anders gelaufen! ;)

Um 17:30 traf ich mich mit Miss Li, sie gab mir das Geld fuer das Hotel in Peking, das Hotel ist ganz in der Naehe vom Flughafen und jemand vom Hotel wird mich abholen. Na bitte!

"Und um 18:20 treffen wir uns unten und gehen heute essen!"
"Oh, okay."

Ich zog mein neues Kleid an (ja, das tat ich!), Gina kam noch vorbei und brachte mir das Geschenk von Claudia, Claudia ist naemlich schon nach Hause gefahren. Fuenf wirklich schoene Kosmetiktaeschchen, jede ein bisschen kleiner als die andere, nach dem Babushka-Prinzip, ein wirklich schoenes Geschenk.

Miss Li und Miss Guo waren begeistert als sie mich im Kleid sahen, das war ja auch eine Premiere und fragten sofort was es kostete.

Wir fuhren in ein sehr nobles Restaurant in der Naehe des Vergnuegungsparks, da war ich frueher noch nie, gingen in einen Raum, wo auf uns schon der Rektor der Universitaet, der Rektor der Musikuniversitaet, Collin (der andere), ein paar bekannte chinesische Gesichter, Marcia, Peter und zwei Japaner warteten. Sie begruessten uns, alle wuenschten mir alles liebe zum Geburtstag, zeigten mir den Tisch. Auf dem riesengrossen vergoldeten Tisch mit vergoldeten Tellern und Besteck stand aus Rosenblaettern geschrieben "Tina, Happy Birthday!"

Sehr ruehrend! :)

Dann fingen wir an zu Essen, der Rektor der Universitaet hielt eine Ansprache:

"Wir treffen uns heute, um das Geburtstag von Tina zu feiern, und um dieses wirklich erfolgreiche Semester abzuschliessen. Tina, wir hoffen sehr, dass Du wieder kommst usw."

Der Rektor der Musikuniversitaet sitzt immer neben mir, wir kennen uns inzwischen ja gut, sind auch Tanzpartner, oder ich tanze mit Miss Li, wenn er mal Karaoke singt. Gestern musste ich allerdings mit allen Maennern tanzen. Marcia hatte uebrigens Ohrstoepsel mit und als es mit dem Singen los ging, verschwand sie kurz auf die Toilette. lol

Das Essen war auch sehr gut, es war anders, es wurden uns immer kleine Portionen auf neuen Tellern serviert, also kein Drehtisch oder sowas. Am Anfang kriegte ich einen Schreck, denn die erste Speise war eine Suppe mit einer Seegurke drinnen. Als die Bedienerin sie mir aufschneiden wollte, zeigte ich ein "Danke, bitte nicht." Der Rest war weniger exotisch!

Irgendwann einmal wurde es ziemlich dunkel im Raum, die Tuer oeffnete sich und eine riesengrosse Torte mit Kerzen wurde reingebracht. Alle sangen: "Happy Birthday tooooo you". Ich war sehr geruehrt, weil ich mit dem ganzen ueberhaupt nicht gerechnet hatte. Die Chinesen koennen schon sehr lieb sein, wenn sie es wollen. :)

Und es wird Fotos von mir im Kleid geben, denn Marcia und Peter machten viele und werden sie mir per Mail schicken!

Gesungen und getanzt wurde schon im Restaurant, ich kriegte einen wunderschoenen Blumenstrauss und dann war wieder Karaoke angesagt. Ich wollte aber noch zum Massagesalon gehen, um Fotos zu holen und mich zu verabschieden, so fuhren Collin und ich in einer Limousine dorthin. Die Leute im Massagesalon sind so liebe Menschen. Sie gaben mir Fotos, ich gab ihnen den Blumenstrauss, denn nach Peking kann ich ihn ja nicht mitnehmen, "die Mama" weinte, ein paar Fotos mit "Tina im Kleid" wollten sie auch noch machen, wir umarmten und verabschiedeten uns und gingen in die Karaoke-Bar. Dort fand das uebliche Programm statt, gesungen, getanzt und um 23 Uhr war ich Zuhause.

Nach soviel Essen, Schnapstrinken und Tanzen war ich doch ein bisschen erschoepft und bin leider waehrend des Fussballs eingeschlafen. Allerdings mit Zuversicht, dass Deutschland gewinnen wird! Als ich aufwachte, war es schon vorbei, ich sah die Zusammenfassung und finde es gut, dass ich das nicht gesehen habe, denn mein Meisenherz haette diese Spannung nicht ausgehalten! ;)

So, jetzt noch meine Eltern anrufen, dann alles moegliche von diesem PC loeschen, den Muell runterbringen, mich fertigmachen und dann: Bye, bye Weifang!

Wir sehen uns in Europa, ich freue mich sehr!

Alles Liebe!

T.

30
Jun
2006

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Im neuen Lebensjahr eingeschlafen und aufgewacht!
Diesmal habe ich das Gefuehl, dass der Tag doch 6 Stunden laenger dauert, sowohl europaeische als auch chinesische Zeit wird mitgerechnet, sehr schoen!

Meine Ferienwoche genoss ich und tat all das wofuer ich in den 10 Monaten keine Zeit hatte: ausschlafen, mich erholen, einkaufen, zur Massage gehen, ausgedehnte Runden joggen. Und das alles jeden Tag! Und vor Allem: Seit Montag 12 Uhr habe ich nichts von Claudia, Miss Li, Miss Chu oder sonstwem gehoert. Also absolute Ruhe, Urlaub!

Waehrend des Semesters konnte ich das wirklich nicht, Unterrichten und Ueben forderten meine gesamte Kraft und Konzentration, ich konnte dann nicht mal "abschalten" und rumfahren oder es mir gut gehen lassen. Ich kann leider sowas nicht. Voller Einsatz, so oder so, aber keine Zwischendinge!

Ich kaufte mir viele schoene Sachen ein, handelte in teueren Geschaeften wie ein Weltmeister - ich war nur in "teueren Geschaeften", ein bisschen Luxus muss nach 10 Monaten sein -, besitze inzwischen ein wunderschoenes Kleid im "Carmen-Stil", einige T-Shirts (und keins davon ist schwarz!), eine neue Jeans und noch einiges! Ich hoffe, ich werde in Wien wieder erkannt! ;)

Massagen.
Vor ein paar Monaten war ich dort einmal und seitdem nie wieder, auch fuer Massagen hatte ich waehrend des Semesters keine Kraft. Aber jetzt!

Es ist ein kleiner Familienbetrieb, der Papa und die Tochter waren sogar bei unserem Konzert und es ist sehr gemuetlich dort. Die Massage selbst ist alles andere als gemuetlich, teilweise auch schmerzhaft oder mir ein bisschen Angst machend, aber nachher gibt es weder Schmerzen noch Blauflecken.

Gesternabend war es wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich zur Massage ging und das musste natuerlich ein besonderes Erlebnis sein! "Die Mama" gab mir je 1 kg Erdnuesse und noch irgendwelche Kerne, die ich fuer "Mama und Papa" nach Europa mitnehmen soll, wir machten ganz viele Fotos. Ganz viele. Leider habe ich keine davon, ich mache ja keine Fotos. Es geht ja auch ohne Fotoapparat oder Digicam kaum. Und sie wollten mich noch unbedingt kurz in ihre Stammkneipe einladen. Die Tochter hatte mich vorher schon weich durchgeknetet, so wehrte ich mich nicht und ging mit "dem Papa" und seinem besten Freund, der ein bisschen englisch spricht in eine Kneipe in der Naehe und durfte erleben, wie "der kleine Mann" seine Abende manchmal verbringt und mich mit "normalen Chinesen" unterhalten. Schoen.

Das ist eigentlich ein kleines Restaurant mit einem Garten. Garten ist uebertrieben, ein paar Tische stehen einfach in der Fussgaengerzone, gleich neben der grossen Strasse, und es wird draussen gegrillt. Tofu, Lammspiesschen, Fisch, dazu gekochte Erdnuesse und Bohnen als Snack, Bier und Schnaps. "Der Papa" telefonierte rum und in 15 Minuten sass ich mit 7 Chinesen draussen an einem Tisch. Mir ging schnell durch den Kopf "Hoffentlich faehrt nicht Miss Chu mitm Auto vorbei." lol
Es war naemlich schon 23 Uhr!

Wir machten wiedermal viele Fotos, die Maenner waren sehr nett, wir unterhielten uns ueber Fussball:

"Deine Nation ist sehr gut im Fussball!"

Dabei ist die deutsche Nation gemeint. Meine Versuche zu erklaeren, dass Wien nicht in Deutschland ist waren vergeblich, also gab ich es irgendwann einmal auf und stimmte zu!

"Meinst Du, dass Deine Nation Fussballweltmeister wird!"
"Ja!"
"Sehr gut, Fussball sehr gut, wir schauen alle Fussball. Morgen gegen Argentinien!"
"Ja!"

lol

Einer der Maenner war ein Polizist und er hat mich nach Hause gebracht! Der beste Freund des Papas ging auch mit, also in sicherer Begleitung kam ich heim. Puenktlich um 00:00. Genau um 00:00 habe ich auf die Uhr geschaut und musste laecheln. :)


Einen wunderschoenen Freitag wuensche ich, geniesst den Tag, trinkt bitte einen auf mich und die deutsche Mannschaft moege mir ein schoenes Geburtstagsgeschenk machen und gewinnen!

Bis bald, meine Lieben!

24
Jun
2006

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Der Tag der Pruefungen!

In knappen drei Stunden fangen sie an.

Zuerst ein kleiner Bericht ueber den gestrigen Probetag!
Meine Maedels warteten im 4. Stock auf mich, alle aufgeregt, noch vom Konzert beeindruckt, laechelnd, fragend, in welche Reihenfolge sie spielen, ob die Schuhe, die sie anhaben, gut fuer die Pruefung sind (wegen Pedal), Jun Ling und Cai Quan verstecken sich.
Wir lachen alle.

"Jun Ling, die Plateausandalen kannste vergessen! Bitte morgen nicht sowas anziehen, Du kannst kein Pedal damit spielen. Und Cai Quan, Flip Flops sind nicht so guenstig, weil das Pedal unten doch ziemlich hart ist, Du wirst Dich zu sehr anstrengen muessen."
"Okay, okay!"

Ich erzaehlte noch, ich haette beim Konzert mit dem Mikrophon gespielt, obwohl wir was anderes ausgemacht haetten und ich nur wegen ihnen weiter gespielt haette und sie niemals, niemals mit dem Mikrophon spielen sollten, weil das das schlimmste ist, was man dem Klavier und dem Interpreten antun kann.

"Ja, ja!"

Genau. :)

"Also, hoert jetzt auf zu ueben, denn morgen werdet ihr alle im Saal sitzen und euch nicht unmittelbar vor dem Spiel einspielen koennen, versucht euch zu konzentrieren und wir machen jetzt eine Probe, jede kommt rein, beugt sich vor, spielt das Programm durch und geht raus, in der Reihenfolge wie bei der Pruefung, okay?"
"Ja!"

Sie waren alle gut, manche zu nervoes, haben sich aber gut gehalten. Am Ende lobte ich sie alle, schickte sie ueben, kaufte fuer jede eine Schokolade, eine Banane und eine Flasche Mineralwasser, ging zurueck zur Uni und gab es den Maedels, sie freuten und bedankten sich.

"Uebt schoen, esst was G'scheites, schlaft schoen und spielt euch morgen gut ein!"

Das war das Schoene am gestrigen Tage.

Nun, Miss Chu waere nicht Miss Chu, wenn sie aus lauter Langeweile oder dem Beduerfnis nach Machtspielchen sich nicht immer etwas einfallen lassen wuerde. Das mit dem Mirko genuegte ihr offensichtlich nicht. Aber ich rege mich ja wie gesagt, diese Woche ueber nichts auf, die letzte Woche reichte ja fuer das ganze Semester.

Die Pruefung haette heute um 14:30 stattfinden sollen. Meine Studentinnen haetten im Saal von 12 bis 14 Uhr proben koennen.
An und fuer sich okay. Aber:

"Gina, heute Abend kommt doch Herr L. aus Wien und wir werden ganz bestimmt morgen vor der Pruefungen zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen, wie soll ich dann bei der Probe meiner Maedels sein?"
"Ich weiss nicht vom Mittagessen."
"Frag mal Frau Chu, das ist hier ueblich so, solche Einladungen."
Wenig spaeter: "Ja, morgen zusammen Mittagessen. Frau Chu sagte, Deine Studentinnen koennen ohne Dich proben."
"Aha, sehr interessant. Koennen wir nicht heute proben, die Saenger sind schon fertig."
"Leider nicht, jetzt proben Geiger und dann Floete, keine Zeit und Musikabteilung hat es nicht erlaubt."
"Aha."
"Koennen wir morgen vor 12 Uhr proben?"
"Nein, besetzt."
"Aha."

Ich erklaerte meinen Studentinnen, dass wir essen gehen muessen und sie ohne mich proben werden, fragte ob das okay sei und sagte, dass ich um 11 an der Uni sein wuerde, also vor der Probe, waehrend sie sich einspielen. Okay.

Um 22 Uhr laeutete mein Telefon. Ich schlief und ging nicht ran.
Es laeutete und laeutete und laeutete. Gina.
"Hallo Tina, Miss Chu hat gesagt, die Klavierpruefung ist morgen am Vormittag um 11 Uhr und Du sollst am Vormittag um 4:30 dort sein."
"Wie bitte?"
"Die Pruefung ist um 11 Uhr und Du um 4:30 dort"
"Gina, es gibt kein 4:30 am Vormittag!"
"Wie?"
"Es gibt kein 4:30 am Vormittag."
"Ich weiss nicht."
"Gut, also der Saal ist doch nicht besetzt, die Pruefung ist um 11 Uhr, wann proben meine Studentinnen?"
"Keine Zeit dann."
"Das geht nicht, sie muessen zumindest kurz das Klavier proben! Ist Claudia da?"
"Nein, schon nach Jinan gefahren."
"Okay, die Pruefung ist also um 11, ich komme eine Stunde frueher und sag Miss Chu, dass meine Studentinnen proben muessen, danke."
"Ja."
20 Minuten spaeter bekam ich eine SMS, dass die Studentinnen um 8 schon proben koennen, na immerhin, und ich um 10:30 dort sein soll. Ich werde klarerweise noch fruher hingehen, aber zumindest ist das mit 4:30 geklaert. Gina kann nicht so gut Deutsch wie Claudia, das ist manchmal witzig!

Also meine Lieben, schlaft schoen, ich mache mich jetzt fertig und gehe zur Uni.

Toi toi toi fuer meine Maedels!

22
Jun
2006

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Das Konzert war chinesisch. Sehr chinesisch.
Also schoen. Und bunt. Drumherum. Alle Interpreten waren schwarz angezogen, aber ansonsten, bunt, bunt, bunt.
Und schoen.
Sehr schoen.
Wunderschoen!
Ach, waren wir schoen.
Das ist ja das Wichtigste bei einem Konzert hier.
Ich glaube, ich war noch nie so schoen bei einem Konzert. Ja, das koennte man sagen.

Den Rest verschweige ich lieber. lol

Also, ich habe es ausdruecklich betont, bestimmt 100mal, dass man bei mir dieses Karaoke-Mikrophon ausschalten muss. Der Fluegel wurde heute gestimmt, klingt plausibel, kurz vor dem Konzert erinnere ich noch an die Mikrophonsache, "jaja, natuerlich!".

Ich spiele den ersten Akkord des h-Moll Scherzos. Tja.
Mikrophon ist eingeschaltet. Ich sehe nur noch rot, spiele aber weiter und denke nach.

"Okay, ich koennte jetzt aufhoeren zu spielen und sagen, man soll bitte das Mikro ausschalten."
"Ich koennte auch aufstehen und gehen, denn ich hab ja gesagt, ich spiele nicht, wenn das Mikro eingeschaltet ist."
"Es war ja zu erwarten, dass wenn die Anderen mit Mikro spielen und singen, sie bei mir keine Ausnahme machen."
"Und was bringt es mir, wenn ich jetzt aufhoere oder nach dem Scherzo nichts mehr spiele?"
"Es ist ja eine Nichtaufreg-Woche, das hab ich beschlossen."
"Meine Studentinnen sitzen im Publikum und freuen sich so, und sie machen in zwei Tagen ihre Pruefung. Ich soll sie motivieren."
"Was soll ich machen?"

Ich spiele weiter, bemuehe mich unglaublich, denn es ist unzumutbar mit so einem Mikropfhon zu spielen, man hoert sich ueberhaupt nicht, hat ein Echo, einfach furchtbar. Furchtbar. Tausendfache Konzentration ist gefragt.

Scherzo fertig, ich verbeuge mich, laechle, gehe von der Buehne und sage zu Claudia:

"Das Mikro ist eingeschaltet, was soll das?"

Miss Chu kommt gleich.

"Das ist nicht so ein Mikro, wie Du denkst, das Publikum hoert das wirklich sehr schoen und Du hast so schoen gespielt und warst so schoen!"

Ich gehe eine rauchen.

Und spiele nachher Rachmaninoff und Ginastera. Noch ein Jahr hier und ich wuerde fast wie ein Chinese spielen - also so "ungefaehr". Boah.
Ein ganz furchtbarer Gedanke!


Viele Blumen wurden uns ueberreicht. 4 Straeusse gab es und sie wurden uns immer wieder, also nach jedem Auftritt, gegeben, meiner ist "verschwunden", weil ich ihn bei den unzaehligen Fotos-machen-muessen auf dem Fluegel liegen liess. Spaeter war er nicht mehr zu finden. Da kann man nix machen.

Diana und ich haben trotzdem nachher gefeiert, sind essen gegangen - da gegenueber von der Uni, das Essen schmeckte hervorragend.

Und Miss Chu hat in der Tat heute um 9:30 Gina und Claudia zu Diana geschickt (Diana hat momentan kein Telefon, es ist gestohlen worden), um sie in dieses Ballkleidergeschaeft zu bringen. Diana hat in ihrem eigenen Kleid gesungen - trotzdem "musste" sie mit. Sie machen es einfach immer wieder, das ist so.

Und ein Schmankerl noch:

Ich sagte: "Gina, wir machen die Probe fuer die Pruefung am Freitag um 14:30 in meinem Klavierzimmer."
Wenig spaeter: "Miss Chu hat gesagt, Du musst nicht am Freitag arbeiten!"
"Schon klar, aber wie muessen ja die Probe machen. Also Freitag 14:30."

Claudia zu Diana: "Was machst Du am Freitag?"
"Nichts!"
"Kein Unterricht?"
"Nein, natuerlich nicht, was hilft denn der Unterricht jetzt einen Tag vor der Pruefung, wenn die Studenten das ganze Semester faul waren?"
Wenig spaeter: "Miss Chu hat gesagt, Du hast im Musiksaal die Probe mit Deinen Studenten. Ihr koennt mal den Saal probieren."

Hauptsache, Miss Chu bestimmt, was wir zu tun haben.

Ich werde mich zwar nicht aufregen, aber um 14:30 ebenfalls im Musiksaal sein. ;)

Gute Nacht!

19
Jun
2006

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Dolmetschertausch!

Heute kam ich zum Unterricht und Gina laechelte mich an.
Diana hat mir schon letzte Woche vorgeschlagen, dass wir fuer die letzten Tage unsere Dolmetscherinnen tauschen, denn "die ein paar Tage werde ich Claudia aushalten koennen."

Es war wirklich absolut unmoeglich, es lag so viel Agression in der Luft und gerade jetzt beim Endspurt braucht man viel Ruhe und Kraft. Wir sind alle so ziemlich am Ende unserer Kraefte, Claudia auch. Ueber 10 Monate musste sie sich mein Geschimpfe anhoeren, dann das Geschimpfe von Miss Li und Miss Chu, dann wieder von mir - es ging ja immer alles ueber sie. Und dazu kommt, dass sie uns Auslaender sowieso nicht mag. Sie konnte es ueberhaupt nicht mehr verstecken, wie sehr sie mich hasst, machte bloede Bemerkungen, war agressiv, was dann mich auch agressiv machte - in so einer Atmosphaere kann ich nicht unterrichten oder mich gar auf ein Konzert vorbereiten und meinen Studentinnen Ruhe und viel Postives fuer die Pruefungen vermitteln. Das geht nicht.

Nachdem sich ein Gespraech mit Claudia als nichtsbringend erwies, denn sie moechte ja nicht reden, sie guckt woanders hin und dann geht sie einfach, entschied ich mich fuer die schrifftliche Form.

Sozusagen ein Friedensangebot, denn schliesslich hatten wir doch meist eine schoene Zeit und erfolgreichen Unterricht und sollen nicht in meinen letzten Tagen hier einen Streit vom Zaun brechen und wie Feinde auseinander gehen. Diese Woche haben wir Vollzeitunterricht, am Mittwoch die Probe fuer das Konzert, am Donnerstag das Konzert, am Freitagnachmittag mache ich die Probe fuer die Pruefungen (in meinem Klavierzimmer, denn die Musikabteilung hat es nicht erlaubt, dass unsere Studenten im Saal proben) und am Samstag und Sonntag sind die Pruefungen.
Und dafuer brauche ich wirklich viel Ruhe. Ich sagte ihr, dass es fuer mich momentan unmoeglich ist, in ihrer Gegenwart zu unterrichten oder die Woche durchzustehen und bat sie um 2-3 Tage Auszeit, bis dahin werden sich die Geister wahrscheinlich beruhigt haben.


Ich hatte sowieso beschlossen, mich diese Woche ueber gar nichts aufzuregen, egal was passiert - sowas kann ich naemlich ganz gut! Also ging ich zum Unterricht und Gina stand da. Sehr schoen.

Gina erinnert mich mit ihrer Art an Angelikas Dolmetscher Collin, sie ist noch eine Studentin, ist sehr nett, gruesst (das tut Claudia nie), schaut einen an, wenn man mit ihr redet (auch das tut Claudia nie), vermittelt viel Ruhe und weckt keine Agressionen in mir. Das ist schon mal sehr gut und wichtig!

Bin gespannt, wie wir diese Woche meistern, das wird lustig.

Und ich laufe im Nass-Look. Meine Haare sehen so aus, als haette ich irgendein Wetgel in den Haaren. Ich schwitze hier unglaublich viel. Ich dachte schon, es waere irgendeine Krankheit, habe gegoogelt und mir schon die schlimmsten Szenarien ausgemalt, aber: die Chinesen schwitzen auch! Alle schwitzen bei diesem Wetter. Sehr beruhigend.

Ich habe eine Toilettenpapierrolle im Unterrichtszimmer und alle 10 Minuten nehmen wir alle drei ein Stueckchen davon und wischen uns die Stirn und den Hals ab - das wird alles ganz nass, so wie nach dem Joggen oder so.

Meine Studentinnen waren heute wunderbar, sie sind wirklich sehr gut vorbereitet, ich freue mich auf die Pruefungen, sie werden sie schon sehr gut meistern!

Und naechste Woche habe ich Geburtstag, den ich diesmal gar nicht feiern werde. Diana fliegt schon am 26., also gleich nach den Pruefungen nach Peking und bleibt dort eine Woche, ich werde hier sitzen und Fussball gucken, auch schoen!

Die Feier koennen wir dann in Wien nachholen!
Obwohl ich eigentlich nie meine Geburtstage feiere, da bin ich nicht so ein Mensch dafuer, was soll ich denn feiern, dass ich aelter werde? ;)

Einen guten Start in die Woche wuensche ich!

10
Jun
2006

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Shoppingtour, Fussball, die Internationale!

Ich wollte mich fuer die WM vorbereiten, mir ein bisschen Luxus goennen und feierlich das Auftaktspiel miterleben.

Meine schwarzen Sneakers, so eine Stoff-Leder-Mischung, einer der besten Einkaeufe der letzten Jahre, sehen leider nicht mehr so gut aus. Ich kaufte sie vor ca einem Jahr und trug sie fast ununterbrochen. Sie sind leicht, sehen wunderschoen aus, man hat das Gefuehl, man koennte fliegen. Der Winter hier war trocken, also trug ich sie auch im Winter. Das hinterlaesst spuren. Sie fallen zwar nicht auseinander, sind aber fuer den Unterricht nicht mehr geeignet. Seit 2 Wochen moechte ich schon einkaufen gehen und mir hier welche kaufen.

Das ist allerdings ein Problem, denn hier kaufe ich so gut wie nichts ausser Nahrungsmittel ein.

Ich habe mir im letzten Semester einen Pullover gekauft - dank Tina Marion, worueber ich ja berichtet habe - eine Sonnenbrille und den Rucksack im Wal Mart vor 2-3 Monaten. Ich weiss nicht genau, wann das war, aber seitdem war ich nicht mehr dort. Damals hatte ich in einem Geschaeft nicht schlecht aussehende Sneakers/Freizeitschuhe gesehen. Also ging ich zum Wal Mart-Shoppingcenter und kaufte mir welche, die fast so aussehen, wie meine alten, sind allerdings nicht so leicht, fuehlen sich aber gut an, mal schauen, sie muessen sich ja erst beweisen.

Wie gesagt, ich kaufe hier ungern ein, unter Anderem, weil es mich sehr nervt, wenn sich 10 Angestellte um mich versammeln, mir staendig helfen wollen, mir von der Seite nicht abweichen und ich ueberhaupt keine Ruhe habe. Interessanterweise ist es jetzt nicht mehr so. Und das liegt natuerlich an meinem Verhalten.

Ich komme rein, laechle, begruesse sie, sie kommen angeflogen, fragen, was sie fuer mich tun koennen, ich zeige, dass ich nur "schauen moechte" und keine Hilfe brauche. Und dann schaue ich mich um. Sobald ich irgendwas in die Hand nehme, um es naeher zu betrachten, stehen sie wieder um mich herum, ich zeige ein "nein, danke, nicht noetig" und gehe weiter. Und ich bin geduldig, ich mache das solang bis sie mich in Ruhe lassen und nur aus der Ferne betrachten. Gestern hatte ich sowieso gute Laune, weil ich mich auf die WM freute und mir die Spiele anschauen kann!
Also kaufte ich Sneakers.

Dann ging ich in ein Kosmetikgeschaeft, machte das gleiche "umschauen-Spiel", es dauerte gute 10 Minuten bis mir 2 Verkaeuferinnen nicht mehr bei Seite standen, aber ich schaute mich wirklich um und ignorierte sie. Und dann kaufte ich ein!
Eine Shiseido-Gesichtscreme und eine Reinigungsmilch und noch ein paar Kleinigkeiten.

Danach ging ich zum Supermarkt.
Ich sah Fusilli-Tricolore. Made in Italia. Esse ich nie, wuerde ich mir in Wien niemals kaufen, aber hier, ich hatte so richtige Sehnsucht nach irgendwas europaeischem. Also ab in den Korb. Oliven im Glas. Hach, Oliven! Ja, esse ich unbedingt heute zum Fussballspiel - also eingekauft.

Naja, das war es eigentlich. lol
Noch ein bisschen Gemuese, Brot, Joghurt, Scheibenkaese.

Ach, ich hab mir wirklich nur Nudeln und Oliven gekauft, dabei hatte ich das Gefuehl, es waere so ein supertoller Einkauf mit wunderbaren europaeischen Sachen. Hm. Na gut, schoen dass ich es aufgeschrieben habe, wir muessen das nie wieder erwaehnen!

Also ein richtiger Kaufrausch, der mir gut tat! Ich gehoere nicht zu den Menschen, die gern Shoppen oder es oft tun, aber es war ein kleiner Ausflug aus dem Campus-Alltag. Ein Luxus-Tag sozusagen.

Die Nudeln habe ich mir nicht gekocht, dafuer bin ich zu faul, aber eine schoene Tomaten/Gurken/Kaese/Oliven/Brot-Platte gemacht und fieberte mit Deutschland mit! Naja, die Platte machte ich mir erst in der Halbzeit, davor hab ichs vergessen, war ja zu aufgeregt!

Schoenes Auftaktspiel. Mir gefaellt die Mannschaft und so mit Klinsi und ohne Ballack sind sie sehr sympathisch. Frings ist toll, der kann alles. Spielen, laufen, Tore schiessen, den Koerper einsetzen, Schlaege bekommen, bei Bedarf simulieren, er muss dabei sein. Borowski, Lahm, Poldi und Schweini auch. Friedrich wohl auch, weil es keinen Ersatz fuer ihn gaebe, oder? Aber das mit dem Abseits muss er noch ueben. Nichts fuer ungut.
Ich bin wirklich optimistisch und traue der Mannschaft einiges zu.

Gerade habe ich meinen Wochenplan erstellt - also Spiele und Schlafzeiten eingeplant, die sein muessen. Leider uebertraegt cctv1 wie es aussieht nicht die Spiele, die um 15 Uhr anfangen, es gibt dann spaeter eine Zusammenfassung.

Und die Internationale, ja, das soll nicht unerwaehnt bleiben!
Gestern kam Fei Fei und gab mir eine Einladung.
"Oh, was ist das?"
"Eine Einladung fuer ein Konzert von Studenten, am Montag."
"Oh, das ist schoen. Was ist der Anlass?"
"Studenten sollen eine Chance kriegen auf der Buehne zu sein und etwas vorzutragen", sagt mir Claudia.
"Das ist schoen, spielt jemand von meinen Studenten auch?"
"Cai Yuan tanzt in einer Tanzgruppe, Fei Fei singt einen Popsong und Fei Fei und Du Jun spielen etwas vierhaendig."
"Aha? Sie spielen etwas vierhaendig? Was denn?"
"Ein Lied. Sehr bekannt, aber Du kennst vielleicht nicht."
"Wenn sie etwas spielen, moechte ich es vor dem Konzert hoeren, sie sind ja meine Studentinnen, zeig mal die Noten!"

Die Internationale!
"Oh, Du kennst das?" wundern sie sich.
"Natuerlich kenne ich die Internationale, meine Guete! In zwei Sprachen sogar!", zwar nur die ersten paar Zeilen, den Rest nicht mehr, aber immerhin, ich protze halt.
Ich gucke mir die Noten an, eine schoene Fassung, eigentlich gar nicht so leicht:
"Okay, Fei Fei, lass uns einmal zusammenspielen, welchen Part spielst Du mit Du Jun?"
"Unten."
"Okay.", ich setze mich rechts neben ihr hin.
"Aber ich kann das noch nicht, kann nur zwei Zeilen."
Ich lache.
"Fei Fei, Konzert ist in 3 Tagen und Du kannst es noch nicht? Spiel einmal allein..."

Und spaeter spielten wir zusammen und dann Fei Fei mit Du Jun, das werden sie schon gut machen.

Die Chance auf der Buehne zu stehen. Fuer Klavierstudenten, die klassische Musik studieren. Sie duerfen auf die Buehne und duerfen Popsongs singen oder tanzen. Toll, nicht? Aber trotzdem ist es schoen und sie freuen sich, denn in der Tat haben sie kaum Moeglichkeiten aufzutreten. "Kaum" ist uebertrieben. "Gar nicht" trifft leider eher zu.

Und Fei Fei macht mir momentan Sorgen, sie ist durch ihre alle moeglichen Aktivitaeten total ueberfordert, sehr muede und unkonzentriert, war auch erkaeltet und die Pruefung ist in zwei Wochen. Ich habe sie am Donnerstag nach Hause geschickt, weil sie in der Stunde fast eingeschlafen ist und sie fuer heute bestellt, heute war es allerdings auch nicht viel besser. Sie muss echt mal ausschlafen, ich kann sie nicht so bei der Pruefung antreten lassen. Hm, na mal schauen. Und bevor ich hier noch ewig lange schreibe - eigentlich wollte ich noch was erzaehlen ;) - hoere ich jetzt auf. Fussball ist auch vorbei, Zeit fuer die zweite Runde Schlaf.


Danke fuers Lesen!

Einen wunderschoenen Sonntag wuensche ich!

7
Jun
2006

...

"Na, Claudia, gibt es irgendwelche Neuigkeiten?", scherze ich, denn ich weiss, dass es keine gibt, sonst haette sie es mir sofort gesagt, aber ich frage trotzdem. Das ist sozusagen meine kleine Rache, ich nerve einfach zurueck.
"Nein."
"Weder was unser Konzert noch mein Ticket betrifft?"
"Nein, leider noch nichts."
"Claudia, ich bin noch 26 Tage da, nur 26 Tage, ich muss planen, ich muss meine Kraefte einteilen, ich muss wissen, wann wir spielen und wann ich wegfliege, die Pruefungen finden ja auch noch Ende Juni statt, das muss alles geplant sein!"
"Ja, aber wir wissen noch nichts. Wieso Plan?"
"Ein guter Plan ist das Wichtigste! Das ist schon die halbe Arbeit. Ach was, das ist mehr als die Haelfte, ohne Plan geht gar nichts."
"Ja, ich weiss, Du so, wir Chinesen sind nicht so."
"Das weiss ich. Ich bin aber keine Chinesin! Sehe ich chinesisch aus? Dieses Ungewisse ertrage ich nicht, ich brauche einen Plan. Lieber 3 Stunden planen und eine Stunde arbeiten als umgekehrt!"
Claudia guckt mich verwundert an und ich muss lachen.
"Tina, aber es sind noch 26 Tage, das ist lange Zeit, wir werden alles rechtzeitig erfahren."
Ich muss noch mehr lachen.
"Na gut, da kann man nichts machen."

Das war gestern.

Heute hatte Claudia diesen arroganten Blick darauf. Den, der mich immer dazu bringt, Worte zu verwenden, die sie nicht versteht, oder sie auf irgendeine andere Weise zurechtzuweisen. In der Pause fragte ich - ohne zu scherzen:

"Na, gibt es was Neues?"
"Nein."
"Okay. Claudia, ich bin hier noch 25 Tage. Wie Du siehst zaehle ich ja schon die Tage, also 25 Tage bin ich noch da. Ich muss spaetestens morgen wissen, wann das Konzert ist, ich spiele am 10. Juli in Europa, ich spiele dort anderes Programm, ich muss mich vorbereiten. wenn ich morgen nicht weiss, wann das Konzert ist, spiele ich hier gar nicht, dann muesst ihr das ohne mich machen. Und ich muss auch morgen wissen, was mit meinem Flugticket ist.", sage ich ganz ernst.

Das mit dem 10. Juli war glatt gelogen, ich habe mich China sehr angepasst und erfinde problemlos irgendwelche Geschichten. Schlimm sowas. Aber da kann man nix machen. Aber ich bereite mich ja zielgerichtet auf das Konzert vor und ich wuerde in der Tat anderes Programm ueben, wenn das Konzert nicht stattfinden wuerde.

Inzwischen kann ich auch sehr kalt sein, da ich mich ja nicht mehr aufrege sondern wenn ueberhaupt, dann nur so tue, also setze ich noch eins drauf:

"Wie kann ich jemandem empfehlen nach China zu kommen und mein Nachfolger zu sein? Was soll ich erzaehlen? Man weiss hier nie was, oder wie? Es wird immer irgendwas grossartig versprochen und dann passiert nichts, was soll ich sagen?"
"Ich rufe Miss Li und Miss Chu an."

5 Minuten spaeter kommt Claudia zurueck, ich habe aber schon mit dem Unterricht angefangen, also frage ich nichts, erst 50 Minuten spaeter:
"Und?"
"Das Konzert ist am 23. Juni, so ist der Plan, es ist noch nicht ganz sicher, vielleicht auch am 24. Juni."

Ich weiss, dass sie wieder so ein Konzert machen wollen, wo alle politische Prominenz und Presse da ist und sie nach einem Termin suchen, wo alle dabei sein koennen, damit wir alle zusammen am Ende schoene Fotos machen koennen, denn das ist ja das Wichtigste und sage:

"Aha. Also alles in einer Woche. Konzert, Pruefungen, Abreise. Okay. Und meine Abreise?"
"Miss Li hat gesagt, Du kannst schon am 01. 07. nach Peking fliegen, sie wird ein Hotel fuer Dich reservieren und sie bezahlt das."
"Sehr schoen, hat sie schon das Flugticket?"
Claudia lacht.
"Unmoeglich schon so frueh das Ticket zu kaufen! Aber keine Sorge!"

lol
So ist das.

Was die Mitbringsel betrifft: ich habe klarerweise noch keine! In der Stadt war ich schon ewiglang nicht. Unter der Woche habe ich keine Zeit und am Wochenende bin ich so erschoepft, dass ich meist unglaublich lange schlafe und Kraefte sammle. Aber an diesem WE mache ich das!

Ich hoere gerade Marvin Gaye und Tammi Terrell "Ain`t no mountain high enough" - wunderschoene Musik!- und ueberlege wo ich einen echten Honig vom Imker und einen Lampion kriege. Ja, extravagante Wuensche gibt es. :)

Claudia, Yi Jia und ich unterhalten uns:

"Honig vom Imker? Das gibt es nicht in Weifang, nur in einem Dorf."
"In welchem, da fahren wir hin!"
"Das wissen wir nicht."
"Okay."
"Und ein Lampion?"
"Ein...?"
Ich zeige, erklaere, zeichne.
Die beiden lachen.
"Sowas gibt es nicht mehr!"
"Mist."

Yi Jia zeigt mir auf der Karte, wo es chinesische Seide gibt, das beste Geschaeft in Weifang, da ist nur Seide, also kann ich nicht was falsches kaufen. Na da bin ich mal gespannt!

Einen wunderschoenen Mittwochabend und eine erholsame Nacht wuensche ich! :)
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