19
Sep
2006

...

Alte Bekannte und eine Zwiebel.

Vor ungefähr 2 Wochen bekam ich eine Mail aus USA und wurde gefragt, ob ich die Tina sei, die sich 1992 in Sarajevo geärgert habe, weil es so kalt sei und sie ihre Hände fürs Klavierspielen nicht warm bekomme.

Klar bin ich das, wer sonst?
Nur, wer ist der Absender? Ein Name stand dort, aber ich konnte ihn nirgendwo einordnen. Alle möglichen Namen meiner Schul-, Gymnasium- und Studienkollegen gingen mir durch den Kopf. Ne, der Name war nicht dabei. Ein paar Nachbarn, die ich lange nicht gesehen habe? Auch nicht. Hm.

Eigentlich wollte ich ihm sofort antworten, aber dann kam was dazwischen und erst heute fiel mir das wieder ein und ich schrieb ihm. Klarerweise wußte ich noch immer nicht, wem ich schreibe, also äußerte ich meine Freude, etwas von ihm zu hören und fragte sehr charmant, wer er sei und schob diese Vergesslichkeit meinem fortgeschrittenen Alter zu.

Er lachte sich kaputt, klagte über altersbedingte Rückenschmerzen, gab mir einen Link wo man sowohl ein Foto aus "seiner Jugend" als auch ein aktuelles sehen konnte. Ich hatte die Fotos aber gar nicht gebraucht, denn nach "Ich war mit Deiner Freundin Natascha in unserer Teenagerzeit zusammen, während des Krieges haben wir uns ein paar Mal gesehen, ich hatte Dich besucht und ich glaube, einmal eine Zwiebel als Geschenk mitgebracht. Deine Eltern habe ich mal 96 in Mostar getroffen, wir haben einen Kaffee getrunken", wußte ich natürlich wer er ist.

Meine Güte ist das schön!

Macht euch bitte keine Sorgen um mein Gedächtnis, ich hab ja von ihm seit 15 Jahren nichts gehört und seinen Nachnamen kannte ich bis dato eigentlich gar nicht. Also kann man das noch gerade durchgehen lassen. Und außerdem, sind wir alle irgendwo in der Welt zerstreut. Die kriegsbeschädigten Generationen, Geburtsjahr 1970-1974, also die damals 18 bis 22jährigen sind überall, die die es überlebt haben. Ein Maturatreffen wäre so gut wie gar nicht organisierbar, einen Versuch gab es schon. Mit manchen habe ich Kontakt, die haben dann mit anderen Kontakt, so weiß ich, dass aus meiner Gymnasiumklasse einige in USA, Kanada, Australien, Norwegen, Niederlande, Finnland leben. Ein paar sind nach Sarajevo zurückgekehrt, aber nicht so viele.

Nun, ich schweife ab. Mit dem USA-Mailschreiber war ich ja nicht im Gymnasium. Also zurück zu der Zwiebelgeschichte.

Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich gerade lächeln muss. Diese Zwiebel war so ein wunderbares Geschenk, unvorstellbar, nicht? Es war eine Rarität, frisches Gemüse in der Stadt während des Krieges gabs ja so gut wie nicht. Diese Zwiebel haben wir 2 Wochen verwendet! Immer ein bisschen davon abgeschnitten, um der Suppe, dem Reis oder den Nudeln Geschmack zu geben....hach.
Es gab aber wirklich sehr einfallsreiche Rezepte! Und ich werde nie vergessen, wie unsere "Tante Mara" (nicht meine Tante, wir nannten sie so), immer irgendwelche Kuchen herzaubern konnte, obwohl es keinen Zucker gab. Obwohl das Ganze natürlich eine Zeit war, die ich niemandem wünschen würde, sind es viele sehr schöne Erinnerungen, die ich mit diesen fast 3 Jahren verbinde, und ich muss wirklich lächeln, weil ich schon lange nicht daran gedacht habe.


Schön.
Wirklich schön! :)


Eine wunderbare Woche wünsche ich Euch!

T.
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