Ich befuerchte, es ist soweit: Ich drehe durch.

Ich hoffe, ich werde noch genug Kraft haben und die letzten 44 Tage hier aushalten, ohne als eine voellig bekloppte Furie nach Wien zurueck zu kehren. 44 Tage, na das klingt schon nicht schlecht, das schaffe ich.

Der Karaokeabend war sehr schoen, das tat gut, war eine nette Ablenkung von der ganzen Misere hier. Einmal Miss Chu zu erleben wie sie gefuehlvoll singt, die Augen zumacht und fast zu Traenen geruehrt ist. Ich dachte, sie wuerde ein Liebeslied singen, war es aber nicht. Sondern ein Militaerlied. Wie konnte ich nur so falsch liegen!

Natuerlich waren es Besaenftigungsversuche und man fragte mich, ob ich doch nicht hier bleiben moechte. Und nachdem sie sich viel Muehe gegeben hatten und ich trotzdem nach Europa will, tja, das lassen sie sich nicht so leicht gefallen. Den Sturm ahnte ich ja, er deutet sich an.

Wir wissen natuerlich noch immer nicht, wann genau das Konzert stattfinden wird, aber jetzt soll ich auf einmal mitm Herr Wang 3 Stuecke spielen.

"Drei? Welche denn? Ich brauche die Noten."
"Weiss nicht."
"Drei sind mir zu viel, da bin ich ja staendig auf der Buehne. Ich spiele ja selbst drei Stuecke und meine dauern laenger und dann so abwechselnd Solo und begleiten... es ist kompliziert immer wieder von Korrepetieren auf Solo umschalten zu muessen."
"Es sind nicht schwere Stuecke."
"Darum gehts nicht, okay, ich brauche die Noten, dann sag ich Dir Bescheid."
"Ja, am Nachmittag bringe ich sie Dir dann."
"Weiss man schon wann das Konzert ist?"
"Nein."

Okay.
Das war gestern.
Die Noten habe ich natuerlich noch nicht.
Nicht so schlimm. Kriege ich dann halt naechste Woche oder einen Tag vor dem Konzert, falls es ueberhaupt stattfinden wird. lol


Wie hier in meinem Blog schon erwaehnt, gehe ich mit den Unterrichtszeiten relativ locker um. Ich fange 10 Minuten spaeter an, dafuer mache ich keine 20 Minuten Pause um 10 und um 16 Uhr, das machte ich schon im letzten Semester so. Ueberstunden sind sowieso jeden Tag gefragt, unbezahlte wohlgemerkt, weil ich oft meine Studentinnen nach der Stunde ueben schicke und sie dann spaeter noch einmal hoeren moechte. Es war kein Problem, Studentinnen wissen das, Claudia weiss das, sie kommt auch 10 Minuten spaeter, es sind einfach um 10 Minuten verschobene Unterrichtszeiten. Wobei ich mich diese Woche immer noch 5 Minuten dazu verspaetet hatte. Mir gehts momentan wirklich nicht besonders gut, ich schlafe schlecht, versuche die letzten Kraefte zu mobilisieren und meist schlafe ich erst dann ein, wenn ich eigentlich aufstehen sollte. Selbstverstaendlich holte ich diese 5 Minuten dann auch immer nach.

Ich unterrichtete 4 Stunden am Vormittag, dann war Mittagspause und dann Nachmittagsunterricht.

"Tina, Frau Guo und Miss Li sagen, dass wenn Du immer 5 Minuten Verspaetung hast, dann weniger Belohnung kriegst."
"Wie bitte?"
"Ja, diese Woche warst Du immer 5 Minuten zu spaet."
"Claudia, wenn Du so schoen meldest, wenn ich mich verspaete, meldest Du auch, wann ich laenger gearbeitet habe und dass ich Verspaetungen nachhole?"
"Ich wollte das nur sagen.."
"Claudia, man kann mich auch fragen, ob alles in Ordnung sei, ob es mir gut gehe, ob ich was brauche. Mich macht das alles kaputt, ich habe keine Kraft und dann kommst Du mir mit solchen 'Drohungen.'"
"Das ist in China ueblich."
"Ach, weisst Du was, sie sollen den ganzen Tag wegstreichen, einfach fuer Mai fuer einen Tag weniger Geld, dann passt es schon. Da sind die Verspaetungen auch drinnen und gut ist. Ich gehe nach Hause, heute Nachmittag gibts keinen Unterricht."

Ein Skandal.

"Tina, kommst Du wieder, die Studentin wartet auf Dich."
"Nein, ich habe gesagt, ich unterrichte heute nicht."
"Aber die Studentinnen wollen guten Unterricht haben!"
"Ich kann keinen guten Unterricht mehr geben. Sie sollen mal ueben."

lol

Ich drehe ja durch.
Sehr schoen, dass ich das aufgeschrieben habe.
Sowas wird auch nicht wieder vorkommen, hoffe ich, bete ich, und eben drum halte ich es fest.