...
Welch ein wunderschoener Tag!
Jun Ling hat "Drei auf Zwei" geschafft und Fei Fei musiziert endlich!
Meine Studentinnen sind wirklich sehr lieb, das kann ich nicht oft genug sagen!
Immer, wenn es irgendwelche Probleme gibt ("organisatorische" Probleme oder wenn ich ein bisschen gesundheitlich schwaechle, was zum Glueck selten passiert, oder wenn ich den Eindruck erwecke nicht ganz gut gelaunt zu sein) geben sie sich grosse Muehe und ueben sehr fleissig. Sie denken dann immer, ich moechte vielleicht China verlassen und versuchen es mir hier schoen zu machen. Immer wieder ruehrend.
Ausgenuetzt habe ich es allerdings noch nie. :)
Um 8 Uhr in der Frueh, sehr gut gelaunt und diesmal nicht zu spaet kam ich zur Uni und sah Jun Lings laechelndes Gesicht. Schon in dem Moment wusste ich, dass sie es geschafft hat!
Viele Stunden, unzaehlige rhythmische Uebungen, Singen, miteinander Spielen, ich weiss gar nicht mehr, was ich mir alles habe einfallen lassen, damit sie endlich Debussy und die Triolen auf Achtel spielen kann. Funktionierte nicht, weil sie, wenn sie alleine uebte, nicht mitdachte und immer auf "punktiert" umschaltete. Und ausserdem zu ungeduldig war und dachte, dass sie es nicht schaffen wuerde. Aber ich war geduldig und gab nicht auf. Das muss sie koennen, da kenne ich nichts! Letztes Mal konnte sie endlich "linke Hand spielen" und "die Triolen dazu singen".
"Fuers naechste Mal nur Debussy! Konzentriere Dich darauf, ueb nur Debussy. Keine Ausreden, es muss alles klappen!"
Und heute sass sie voellig konzentriert da, achtete auf alles, aber wirklich auf alles, zwar im langsamen Tempo und nur zwei Seiten, aber das macht nichts, rhythmisch, klanglich und musikalisch klappte alles.
Sie hoerte auf, nahm die Haende weg vom Klavier, drehte sich schnell zu mir und laechelte mich mit dem "Ich habe es geschafft, ich weiss dass es jetzt gut war und bin so gluecklich - Blick" an.
Meine Guete war das ein schoener Anblick!
Ich lobte sie, sagte wie stolz ich auf sie sei und dass sie auf sich stolz sein koenne und meinte es wirklich so.
"So, ein sehr grosser Schritt nach vorne ist gemacht! Spiel jetzt nochmal."
Huch, da guckte sie aber voellig entsetzt! lol
Mit Du Jun und Yuan Yuan machte der Unterricht auch sehr viel Spass, Gina, die Dolmetscherin von Diana war dabei, wollte zuhoeren, sie strahlt sehr viel positive Energie aus, es wirkte irgendwie auf uns alle!
16 Uhr, Donnerstag, Fei Fei, die letzte Doppelstunde. Das wird schon zu einem regelmaessigen Beitrag hier. ;)
Sie ist so ein liebes, gefuehlvolles, musikalisches, empfindliches Maedchen, aber sie spielt so als wuerde sie aufs Holz klopfen. Wirklich alles gleich, ueberhaupt keine Nuancen, gar nichts.
Und ich hatte bisher keinen Weg gefunden, mehr aus ihr herauszulocken. Heute fiel mir ein, dass ich vielleicht zu sehr von mir ausgehe, ich bin naemlich absolut "klangfixiert", ich stelle mir nie irgendwas vor, keine Wiesen, Sonnenstrahlen, Liebesgeschichten oder sonst, Klang und musikalische Linien genuegen. Ich vergleiche mit anderen Klaengen, mit anderen Instrumenten, Melodien - damit koennen aber die Chinesen oft sehr wenig anfangen.
Und mir kam heute ein Gedanke, ich fand ihn ziemlich pervers, aber was solls, einen Versuch schien er mir wert:
"Fei Fei, Du magst doch diesen einen chinesischen Popsaenger...Du summst und spielst oft einen Song von ihm..."
"Oooooh, ja....er ist so suess und singt wunderschoen...und so schoen...und....", sie wurde rot im Gesicht.
"Okay! Stell Dir vor, das wuerde er singen. Stell Dir vor, er singt Bach! Spiel es so, wie er es singen wuerde! Uebertreibe!"
Ich traute zwar meinen Ohren nicht, aber das war wirklich meine Stimme. ;)
Sie lachte, dann dachte sie nach, dann machte sie kurz ihre Augen zu, oeffnete sie und dann spielte sie. Claudia guckte mich an, laechelte.
Ihr werdet es nicht glauben: es war Bach.
Sie spielte wie ein anderer Mensch. Die Artikulation und alles blieb ja unveraendert, aber der Klang und alles andere, das war Musik.
Hach, wie wir uns freuten!
Bei Clementi hat sie sich einen anderen Saenger vorgestellt.
Bei Chopin....ich erzaehlte vieles ueber ihn, in ihn konnte sie sich allerdings nicht hineinversetzen.
"Ich kann heute leider nichts trauriges empfinden, ich bin so gluecklich, wenn ich sehe wie gut gelaunt Du bist.", meinte sie.
Wir lachten.
Aber ich muss doch diesen Moment ausnutzen, Fei Fei oeffnete sich ja endlich also Chopin muss ich ja noch hoeren! Wenn ich schon Charmed traeume, werde ich mir wohl was einfallen lassen koennen!
"Okay! Der Walzer ist ja auch nicht so traurig. Stell Dir vor, Du waerest ein Junge, der uns jetzt mit dieser Musik beeindrucken moechte! Du moechtest, dass wir uns in Dich verlieben. Claudia und ich, Du musst uns so begeistern und unsere empfindsamen Herzen beruehren!"
Wir lachen natuerlich.
Sie macht aber die Augen zu, denkt nach und spielt dann wunderschoen. Zwar nur 2 Zeilen, dann macht sie zu viele Fehler, aber das ist jetzt unwichtig.
"Wunderbar! Geh ueben, so muss es sein, genau so!"
Sie kann es selbst nicht glauben, sie hat es ja auch gehoert, freut sich.
"Woran hast Du gedacht?"
"Es gibt so eine Liebesserie, da gibt es einen ganz schoenen Jungen, ich habe mir vorgestellt, ich waere er."
"Sehr schoen! Mach es immer so! Denk an chinesische Popsaenger und Liebesserienschauspieler, wenn Du uebst! Aber nicht zu viel an sie denken, immer konzentriert bleiben! Ja?"
Wir lachen und verabschieden uns.
DAS musste festgehalten werden!
Danke fuers Lesen. ;)
Jun Ling hat "Drei auf Zwei" geschafft und Fei Fei musiziert endlich!
Meine Studentinnen sind wirklich sehr lieb, das kann ich nicht oft genug sagen!
Immer, wenn es irgendwelche Probleme gibt ("organisatorische" Probleme oder wenn ich ein bisschen gesundheitlich schwaechle, was zum Glueck selten passiert, oder wenn ich den Eindruck erwecke nicht ganz gut gelaunt zu sein) geben sie sich grosse Muehe und ueben sehr fleissig. Sie denken dann immer, ich moechte vielleicht China verlassen und versuchen es mir hier schoen zu machen. Immer wieder ruehrend.
Ausgenuetzt habe ich es allerdings noch nie. :)
Um 8 Uhr in der Frueh, sehr gut gelaunt und diesmal nicht zu spaet kam ich zur Uni und sah Jun Lings laechelndes Gesicht. Schon in dem Moment wusste ich, dass sie es geschafft hat!
Viele Stunden, unzaehlige rhythmische Uebungen, Singen, miteinander Spielen, ich weiss gar nicht mehr, was ich mir alles habe einfallen lassen, damit sie endlich Debussy und die Triolen auf Achtel spielen kann. Funktionierte nicht, weil sie, wenn sie alleine uebte, nicht mitdachte und immer auf "punktiert" umschaltete. Und ausserdem zu ungeduldig war und dachte, dass sie es nicht schaffen wuerde. Aber ich war geduldig und gab nicht auf. Das muss sie koennen, da kenne ich nichts! Letztes Mal konnte sie endlich "linke Hand spielen" und "die Triolen dazu singen".
"Fuers naechste Mal nur Debussy! Konzentriere Dich darauf, ueb nur Debussy. Keine Ausreden, es muss alles klappen!"
Und heute sass sie voellig konzentriert da, achtete auf alles, aber wirklich auf alles, zwar im langsamen Tempo und nur zwei Seiten, aber das macht nichts, rhythmisch, klanglich und musikalisch klappte alles.
Sie hoerte auf, nahm die Haende weg vom Klavier, drehte sich schnell zu mir und laechelte mich mit dem "Ich habe es geschafft, ich weiss dass es jetzt gut war und bin so gluecklich - Blick" an.
Meine Guete war das ein schoener Anblick!
Ich lobte sie, sagte wie stolz ich auf sie sei und dass sie auf sich stolz sein koenne und meinte es wirklich so.
"So, ein sehr grosser Schritt nach vorne ist gemacht! Spiel jetzt nochmal."
Huch, da guckte sie aber voellig entsetzt! lol
Mit Du Jun und Yuan Yuan machte der Unterricht auch sehr viel Spass, Gina, die Dolmetscherin von Diana war dabei, wollte zuhoeren, sie strahlt sehr viel positive Energie aus, es wirkte irgendwie auf uns alle!
16 Uhr, Donnerstag, Fei Fei, die letzte Doppelstunde. Das wird schon zu einem regelmaessigen Beitrag hier. ;)
Sie ist so ein liebes, gefuehlvolles, musikalisches, empfindliches Maedchen, aber sie spielt so als wuerde sie aufs Holz klopfen. Wirklich alles gleich, ueberhaupt keine Nuancen, gar nichts.
Und ich hatte bisher keinen Weg gefunden, mehr aus ihr herauszulocken. Heute fiel mir ein, dass ich vielleicht zu sehr von mir ausgehe, ich bin naemlich absolut "klangfixiert", ich stelle mir nie irgendwas vor, keine Wiesen, Sonnenstrahlen, Liebesgeschichten oder sonst, Klang und musikalische Linien genuegen. Ich vergleiche mit anderen Klaengen, mit anderen Instrumenten, Melodien - damit koennen aber die Chinesen oft sehr wenig anfangen.
Und mir kam heute ein Gedanke, ich fand ihn ziemlich pervers, aber was solls, einen Versuch schien er mir wert:
"Fei Fei, Du magst doch diesen einen chinesischen Popsaenger...Du summst und spielst oft einen Song von ihm..."
"Oooooh, ja....er ist so suess und singt wunderschoen...und so schoen...und....", sie wurde rot im Gesicht.
"Okay! Stell Dir vor, das wuerde er singen. Stell Dir vor, er singt Bach! Spiel es so, wie er es singen wuerde! Uebertreibe!"
Ich traute zwar meinen Ohren nicht, aber das war wirklich meine Stimme. ;)
Sie lachte, dann dachte sie nach, dann machte sie kurz ihre Augen zu, oeffnete sie und dann spielte sie. Claudia guckte mich an, laechelte.
Ihr werdet es nicht glauben: es war Bach.
Sie spielte wie ein anderer Mensch. Die Artikulation und alles blieb ja unveraendert, aber der Klang und alles andere, das war Musik.
Hach, wie wir uns freuten!
Bei Clementi hat sie sich einen anderen Saenger vorgestellt.
Bei Chopin....ich erzaehlte vieles ueber ihn, in ihn konnte sie sich allerdings nicht hineinversetzen.
"Ich kann heute leider nichts trauriges empfinden, ich bin so gluecklich, wenn ich sehe wie gut gelaunt Du bist.", meinte sie.
Wir lachten.
Aber ich muss doch diesen Moment ausnutzen, Fei Fei oeffnete sich ja endlich also Chopin muss ich ja noch hoeren! Wenn ich schon Charmed traeume, werde ich mir wohl was einfallen lassen koennen!
"Okay! Der Walzer ist ja auch nicht so traurig. Stell Dir vor, Du waerest ein Junge, der uns jetzt mit dieser Musik beeindrucken moechte! Du moechtest, dass wir uns in Dich verlieben. Claudia und ich, Du musst uns so begeistern und unsere empfindsamen Herzen beruehren!"
Wir lachen natuerlich.
Sie macht aber die Augen zu, denkt nach und spielt dann wunderschoen. Zwar nur 2 Zeilen, dann macht sie zu viele Fehler, aber das ist jetzt unwichtig.
"Wunderbar! Geh ueben, so muss es sein, genau so!"
Sie kann es selbst nicht glauben, sie hat es ja auch gehoert, freut sich.
"Woran hast Du gedacht?"
"Es gibt so eine Liebesserie, da gibt es einen ganz schoenen Jungen, ich habe mir vorgestellt, ich waere er."
"Sehr schoen! Mach es immer so! Denk an chinesische Popsaenger und Liebesserienschauspieler, wenn Du uebst! Aber nicht zu viel an sie denken, immer konzentriert bleiben! Ja?"
Wir lachen und verabschieden uns.
DAS musste festgehalten werden!
Danke fuers Lesen. ;)
Vollmeise - 23. Mär, 13:19