...
Geschafft, ueberlebt, toll gemacht und hoellisch erschoepft.
Es ist hier alles anders, das habe ich bestimmt schon gesagt.
Konzerte und Auftritte sind auch ganz anders. Sie WISSEN nicht, dass ein Kuenstler vor Allem Ruhe, Konzentration und Ueben braucht, nein, sie sind hier viel "spontaner" und denken eine Einladung zu einem Essen mit den "wichtigen Leuten" eine Stunde vor dem Konzert wuerde uns gut tun. Und alles muss ganz schoen sein und problemlos laufen und viele Blumen, Luftbalons (beim Auftritt im Fernsehen sind waehrend meines Spiels 12 geplatzt, wenn ich richtig gezaehlt habe ;), Journalisten, Fotos, Funktionaere, bunte Kleider - das ist wichtig.
Die Musik eher weniger. Wir wurden diese Woche zu unzaehligen Terminen und Generalproben (sind immer Konzerte vor dem Publikum und keine echten Proben) hingeschleppt und jede von uns ist einmal ausgeflippt. Tina Marion am Mittwoch (die Korrepetitorin hat es nicht spielen koennen), ich am Donnerstag (erzaehle ich gleich ;) und Angelika gestern (es wurde von meinen Kolleginnen verlangt, dass sie mit dem Mikrophon singen, was voellig ueberfluessig, nutzlos und dem Effekt schadend gewesen waere. Angelika hat sich durchgesetzt).
Also Donnerstag.
Als wir zugesagt haben, diese Konzerte zu spielen, habe ich darauf bestanden, es schriftlich zu haben, dass mir fuer beide Auftritte jeweils ein guter und gestimmter Fluegel zur Verfuegeung gestellt wird. Den Fluegel an der Uni kenne ich, der ist okay, war aber verstimmt und ich hatte schon bei den Generalproben Kopfschmerzen von diesen Klaengen und fuer TV sollte ein Fluegel gemietet werden.
Donnerstag, 9 Uhr in der Frueh, wir fahren zum Fernsehen, ein Fluegel steht dort, Marke unbekannt, ich naehere mich vorsichtig dem Fluegel, spiele ein bisschen und traue meinen Ohren nicht. Eine Katastrophe. Mechanik schlecht, dass es schlechter nicht geht, verstimmt und mit einem Nachklang, richtig "schallend".
Der chinesische Klavierlehrer, der Tina Marion und Angelika begleitet, spielt auch ein wenig. Er ist entsetzt. Wir gucken uns mit dem Blick "was ist denn das?", lachen verzweifelt und gehen zu den Verantwortlichen. "Ja, es gab leider nichts besseres, aber "Fachleute" kommen mittags und werden es reparieren und stimmen." Okay.
Donnerstag, 15 Uhr, Fernsehestation. Ist das Klavier gestimmt, frage ich. "Ja, natuerlich!" Eine weitere Generalprobe ist um 16 Uhr, bis dahin ist Schminken angesagt. Irgendwann einmal werde ich geholt "jetzt bist Du dran". Ich setze mich und spiele das Scherzo ein weiteres Mal durch (es dauert ca 7 Minuten und ist alles andere als nicht-anstrengend), die Chinesen kennen es ja inzwischen auch. Und was sie kennen, moegen sie.
Nun, das Klavier ist klarerweise weder gestimmt noch repariert. Am Instrument wurde nichts, aber gar nichts gemacht.
Ich beuge mich laechelnd vor, geh raus, gehe zu den beiden Damen, die fuer uns seitdem wir hier sind zustaendig sind und die auch fuer die Konzerte verantwortlich sind und frage was das soll. Meine Dolmetscherin, die eigentlich nicht dabei war - an dem Tag war Danny, der Dolmetscher von Tina Marion, fuer uns zustaendig - wurde herbei gerufen. Alles sehr dramatisch.
Von Beruhigungsversuchen wie "Der Regisseur ist von Dir begeistert Du spielst so schoen" und meinen Antworten " Natuerlich ist er begeistert, er hat eine schoene Blonde, die er filmen kann, von Musik hat er eh keine Ahnung" bis "Wie kann ich mich darauf verlassen, dass das Klavier fuer unser Konzert morgen gestimmt wird?" und "Ich moechte nicht, dass von mir irgendwelche Aufnahmen auf so einem Instrument existieren".
Dazu muss ich sagen, dass man vor einem Konzert sehr grosses Agressionspotenzial hat. Ausserdem war auch Vollmond. Und irgendwann einmal reichts ja auch.
Donnerstag, 17:15. "Ich gehe nach Hause".
Claudia, meine Dolmetscherin, versucht mich zu stoppen, ich zeig ein "Nein, ich musss raus" und gehe zu Fuss nach Hause.
Sie hat die Aufgabe, mich nicht aus den Augen zu verlieren. "Sie geht so schnell. Sie geht nach Hause, die Richtung stimmt. Maenner gucken sie an, es ist vielleicht ein wenig gefaehrlich". lol
Nach ca 15 Minuten an der frischen, kalten Luft und nachdenken bin ich ein wenig langsamer gegangen, habe mich umgedreht und auf sie gewartet. Ich hab mir eh gedacht, dass sie mir folgt.
Ich bleibe ja noch ein Semester da, wenn ich nicht spiele, ist es keine gute Zusammenarbeit, ich weiss auch, dass sie sich hier wirklich bemuehen und dass halt nicht immer alles klappen kann und ich habe mich an den Spruch erinnert, der zwar nicht stimmt, aber das macht nix "es gibt keine schlechten Klaviere, nur schlechte Pianisten". lol
Ich bin dann mit Claudia gemeinsam nach Hause, habe ein wenig Waerme getankt, mich kurz an der Uni eingespielt, einen Schnaps getrunken, hihi, und bin dann mit Claudia um 18:45 zurueck zum TV.
Das Konzert war ein grosser Erfolg mit anschliessendem Essen und ein wenig feiern. Wir mussten uns ja noch fuer Freitag vorbereiten.
Mitttwoch und Donnerstag kosteten mich ziemlich viel Kraft und ich beschloss, mich am Freitag ueber gar nichts aufzuregen.
Ich haette meine Probe (ALLEIN) im Saal von 14-16 Uhr haben sollen. Das ging dann aber nicht, irgendeine Sitzung war im Saal, dann waren die "Fachleute" (Klavierstimmer kennen sie als Beruf nicht) da, um 17 Uhr konnte ich 10 Minuten "mal das Klavier probieren". Der Fluegel war gestimmt, ich habe 10 Minuten "mal probiert" und bin dann nach Hause gegangen, um mich "schoen zu machen".
Ich war auf das Konzert richtig neugierig. Ich konnte nicht einschaetzen, wie es wird. Die ganze Woche bin ich auf Scherzo konzentriert, jetzt soll ich noch Bach (auf Wunsch meiner Studentinnen), Skrjabin und Ballade spielen. Und das auch nicht hintereinander, sondern immer mit 3-4 Minuten Pausen, in denen Angelika oder Tina Marion auftreten und ich auch zuhoeren "muss", also mich nicht wirklich zurueckziehen kann, bei unserem Terzett (eigentlich ein Duett, und ich am Klavier) auch mal dazwischen auf die Buehne muss - es war fuer uns alle drei eine voellig neue Erfahrung, die wir allerdings wirklich ganz toll gemeistert haben.
Am Ende haben Tina Marion und ich noch das chinesische Wiegenlied gespielt (sie hat nicht gesungen, sondern Floete gespielt :) und danach waren wir alle drei auf der Buehne. Ueberall Journalisten und Fotoapparate. Dann kamen noch die Funktionaere, die uns gratulierten und sich mit uns fotografierten. Dann die Studenten. Dann die Mitarbeiter. Dann.....ach, keine Ahnung! ;)
In den letzten 2 Tagen wurden mindestens 200 Fotos von uns (jeweils) gemacht.
Danach waren wir essen, trinken und feiern - das hatten wir verdient. :)
Man moege mir diese bunte Mischung aus Praesens, Praeteritum und Perfekt bitte verzeihen. Aber das ist man von mir eh gewohnt. ;)
Es ist hier alles anders, das habe ich bestimmt schon gesagt.
Konzerte und Auftritte sind auch ganz anders. Sie WISSEN nicht, dass ein Kuenstler vor Allem Ruhe, Konzentration und Ueben braucht, nein, sie sind hier viel "spontaner" und denken eine Einladung zu einem Essen mit den "wichtigen Leuten" eine Stunde vor dem Konzert wuerde uns gut tun. Und alles muss ganz schoen sein und problemlos laufen und viele Blumen, Luftbalons (beim Auftritt im Fernsehen sind waehrend meines Spiels 12 geplatzt, wenn ich richtig gezaehlt habe ;), Journalisten, Fotos, Funktionaere, bunte Kleider - das ist wichtig.
Die Musik eher weniger. Wir wurden diese Woche zu unzaehligen Terminen und Generalproben (sind immer Konzerte vor dem Publikum und keine echten Proben) hingeschleppt und jede von uns ist einmal ausgeflippt. Tina Marion am Mittwoch (die Korrepetitorin hat es nicht spielen koennen), ich am Donnerstag (erzaehle ich gleich ;) und Angelika gestern (es wurde von meinen Kolleginnen verlangt, dass sie mit dem Mikrophon singen, was voellig ueberfluessig, nutzlos und dem Effekt schadend gewesen waere. Angelika hat sich durchgesetzt).
Also Donnerstag.
Als wir zugesagt haben, diese Konzerte zu spielen, habe ich darauf bestanden, es schriftlich zu haben, dass mir fuer beide Auftritte jeweils ein guter und gestimmter Fluegel zur Verfuegeung gestellt wird. Den Fluegel an der Uni kenne ich, der ist okay, war aber verstimmt und ich hatte schon bei den Generalproben Kopfschmerzen von diesen Klaengen und fuer TV sollte ein Fluegel gemietet werden.
Donnerstag, 9 Uhr in der Frueh, wir fahren zum Fernsehen, ein Fluegel steht dort, Marke unbekannt, ich naehere mich vorsichtig dem Fluegel, spiele ein bisschen und traue meinen Ohren nicht. Eine Katastrophe. Mechanik schlecht, dass es schlechter nicht geht, verstimmt und mit einem Nachklang, richtig "schallend".
Der chinesische Klavierlehrer, der Tina Marion und Angelika begleitet, spielt auch ein wenig. Er ist entsetzt. Wir gucken uns mit dem Blick "was ist denn das?", lachen verzweifelt und gehen zu den Verantwortlichen. "Ja, es gab leider nichts besseres, aber "Fachleute" kommen mittags und werden es reparieren und stimmen." Okay.
Donnerstag, 15 Uhr, Fernsehestation. Ist das Klavier gestimmt, frage ich. "Ja, natuerlich!" Eine weitere Generalprobe ist um 16 Uhr, bis dahin ist Schminken angesagt. Irgendwann einmal werde ich geholt "jetzt bist Du dran". Ich setze mich und spiele das Scherzo ein weiteres Mal durch (es dauert ca 7 Minuten und ist alles andere als nicht-anstrengend), die Chinesen kennen es ja inzwischen auch. Und was sie kennen, moegen sie.
Nun, das Klavier ist klarerweise weder gestimmt noch repariert. Am Instrument wurde nichts, aber gar nichts gemacht.
Ich beuge mich laechelnd vor, geh raus, gehe zu den beiden Damen, die fuer uns seitdem wir hier sind zustaendig sind und die auch fuer die Konzerte verantwortlich sind und frage was das soll. Meine Dolmetscherin, die eigentlich nicht dabei war - an dem Tag war Danny, der Dolmetscher von Tina Marion, fuer uns zustaendig - wurde herbei gerufen. Alles sehr dramatisch.
Von Beruhigungsversuchen wie "Der Regisseur ist von Dir begeistert Du spielst so schoen" und meinen Antworten " Natuerlich ist er begeistert, er hat eine schoene Blonde, die er filmen kann, von Musik hat er eh keine Ahnung" bis "Wie kann ich mich darauf verlassen, dass das Klavier fuer unser Konzert morgen gestimmt wird?" und "Ich moechte nicht, dass von mir irgendwelche Aufnahmen auf so einem Instrument existieren".
Dazu muss ich sagen, dass man vor einem Konzert sehr grosses Agressionspotenzial hat. Ausserdem war auch Vollmond. Und irgendwann einmal reichts ja auch.
Donnerstag, 17:15. "Ich gehe nach Hause".
Claudia, meine Dolmetscherin, versucht mich zu stoppen, ich zeig ein "Nein, ich musss raus" und gehe zu Fuss nach Hause.
Sie hat die Aufgabe, mich nicht aus den Augen zu verlieren. "Sie geht so schnell. Sie geht nach Hause, die Richtung stimmt. Maenner gucken sie an, es ist vielleicht ein wenig gefaehrlich". lol
Nach ca 15 Minuten an der frischen, kalten Luft und nachdenken bin ich ein wenig langsamer gegangen, habe mich umgedreht und auf sie gewartet. Ich hab mir eh gedacht, dass sie mir folgt.
Ich bleibe ja noch ein Semester da, wenn ich nicht spiele, ist es keine gute Zusammenarbeit, ich weiss auch, dass sie sich hier wirklich bemuehen und dass halt nicht immer alles klappen kann und ich habe mich an den Spruch erinnert, der zwar nicht stimmt, aber das macht nix "es gibt keine schlechten Klaviere, nur schlechte Pianisten". lol
Ich bin dann mit Claudia gemeinsam nach Hause, habe ein wenig Waerme getankt, mich kurz an der Uni eingespielt, einen Schnaps getrunken, hihi, und bin dann mit Claudia um 18:45 zurueck zum TV.
Das Konzert war ein grosser Erfolg mit anschliessendem Essen und ein wenig feiern. Wir mussten uns ja noch fuer Freitag vorbereiten.
Mitttwoch und Donnerstag kosteten mich ziemlich viel Kraft und ich beschloss, mich am Freitag ueber gar nichts aufzuregen.
Ich haette meine Probe (ALLEIN) im Saal von 14-16 Uhr haben sollen. Das ging dann aber nicht, irgendeine Sitzung war im Saal, dann waren die "Fachleute" (Klavierstimmer kennen sie als Beruf nicht) da, um 17 Uhr konnte ich 10 Minuten "mal das Klavier probieren". Der Fluegel war gestimmt, ich habe 10 Minuten "mal probiert" und bin dann nach Hause gegangen, um mich "schoen zu machen".
Ich war auf das Konzert richtig neugierig. Ich konnte nicht einschaetzen, wie es wird. Die ganze Woche bin ich auf Scherzo konzentriert, jetzt soll ich noch Bach (auf Wunsch meiner Studentinnen), Skrjabin und Ballade spielen. Und das auch nicht hintereinander, sondern immer mit 3-4 Minuten Pausen, in denen Angelika oder Tina Marion auftreten und ich auch zuhoeren "muss", also mich nicht wirklich zurueckziehen kann, bei unserem Terzett (eigentlich ein Duett, und ich am Klavier) auch mal dazwischen auf die Buehne muss - es war fuer uns alle drei eine voellig neue Erfahrung, die wir allerdings wirklich ganz toll gemeistert haben.
Am Ende haben Tina Marion und ich noch das chinesische Wiegenlied gespielt (sie hat nicht gesungen, sondern Floete gespielt :) und danach waren wir alle drei auf der Buehne. Ueberall Journalisten und Fotoapparate. Dann kamen noch die Funktionaere, die uns gratulierten und sich mit uns fotografierten. Dann die Studenten. Dann die Mitarbeiter. Dann.....ach, keine Ahnung! ;)
In den letzten 2 Tagen wurden mindestens 200 Fotos von uns (jeweils) gemacht.
Danach waren wir essen, trinken und feiern - das hatten wir verdient. :)
Man moege mir diese bunte Mischung aus Praesens, Praeteritum und Perfekt bitte verzeihen. Aber das ist man von mir eh gewohnt. ;)
Vollmeise - 17. Dez, 17:13