24
Mai
2006

...

Fette Chinesen. Breites Becken.

Darauf komme ich noch zurueck, ich musste es aufschreiben, damit ich es nicht vergesse. Aber zuerst berichte ich ueber den "Rausschmiss". Ja, richtig gelesen.

Also, heute klopfte jemand an meine Tuer. Ich schlief, hoerte das, reagierte aber nicht. Wiederholtes Klopfen. Ich guckte auf die Uhr. 8 Uhr. Ach. Toll. Ich muss erst um 16 Uhr unterrichten, also kein Interesse. Ich schlief weiter. Wiederholtes Klopfen und dann hoerte ich irgendwelche Schluessel klappern.

"Oh, da hat wohl jemand den Schluessel von meiner Tuer, ich stehe lieber auf.", dachte ich mir.
"Mooooooooooooooooment", sage ich.

Ich oeffnete die Tuer, eine kleine, unbekannte Chinesin mit irgendwelchen Unterlagen in der Hand stand vor der Tuer, sagte nichts und wollte sofort rein. Da werde ich aber zu einer Loewin, die ihre Jungen verteidigt, denn mein Zimmer, naja, das ist ja das einzige, was ich hier habe, also erlaube ich solche "Fremdangriffe" nicht.

"Wo willst Du hin? Was moechtest Du? Bleib da!", sagte ich auf Deutsch und unterstuetzte es eindeutig mit der Koerpersprache indem ich mich ihr einfach in den Weg stellte. lol

Ich wusste schon, was sie moechte. Sie hatte irgendwelche Kleber in der Hand, drei davon hatte mir Claudia am Vortag gegeben, die sollte ich auf meinen PC, Kuehlschrank und Waschmaschine kleben, sowas wie die Supermarkt-Codes, aber ich tat so, als haette ich keine Ahnung, stand ihr im Weg und war genervt, dass sie mich aufgeweckt hatte.

"Claudia, hier ist irgendeine Chinesin, sie will was, ich gebe sie Dir am Tel."
Die beiden redeten.
"Tina, sie braucht nur 2 Minuten, sie moechte noch Kleber an den Fernsehen und andere Geraete kleben."
"Sie soll am Nachmittag kommen. Das geht ja wirklich nicht, man kann nicht so reinplatzen! Ich schlafe jetzt."
"Aber nur 2 Minuten."
"Es interessiert mich nicht."
"Wann soll sie am Nachmittag kommen?"
"Das ist egal, sie kann auch kommen, wenn ich nicht da bin, den Schluessel hat sie ja."

"Danke."
"Danke."

Laechelnd verabschiedeten wir uns. Sie kam dann am Nachmittag, wurde auch freundlich von mir empfangen, klebte was sie kleben wollte und verschwand.

Es mag leicht uebertrieben klingen, vor 6 Monaten haette ich das vielleicht nur mit einem Kopfschuetteln akzeptiert, aber jetzt sage ich einfach nein. Geht nicht, da kann man nix machen. Zumal meine "Wohnung" eigentlich ein Zimmer ist und ich es wirklich als eine Stoerung meiner Privatsphaere (sowas kennen sie hier eh nicht) empfinde, wenn da fremde Leute mein noch warmes Bett betrachten und ich verschlafen da stehe. Also, wiedermal haben sich die Chinesen gewundert, wieso wir denn so uebertreiben. Aber mich stoert das inzwischen nicht mehr.


Fette Chinesen. Ja, das wollte ich noch schreiben.
Also, die Chinesen in dieser Gegend muessten eigentlich sehr fett sein, denn sie essen hauptsaechlich Weissmehl, Zucker und Fett. Und Schweinefleisch. Sie sind aber noch relativ schlank, obwohl gar nicht so duenn, wie ich mir die Chinesen immer vorstellte, und zwar, weil sie sich sehr viel bewegen. Keine Aufzuege, gehen, Radl fahren, Studenten muessen joggen - also sie bewegen sich. Und es mag sein, dass im Sueden Chinas, wie ich Romans Blog entnehmen konnte, Frauen schmale Becken haben, hier ist es nicht der Fall! Chinesinen sind schmal, auch wenn manche doch recht kuschelig aussehen, sie haben meist schmale Schulter, schmale Taille, aber ein sehr gebaerfreudiges Becken. Maenner auch. lol


Gute Nacht! :)

...

"Man sagt: Frauen sind klueger, Maenner sind duemmer, aber trotzdem arbeiten Maenner mehr."

Heute im "Sprachkurs - Deutschbuch" von Claudia gelesen. Es ging dort um den Unterschied zwischen "man" und "Mann". Cool.
Ich musste sehr lachen!

Claudia und ich sind nach wie vor ziemlich fies zueinander, ich natuerlich fieser als sie, das ist wohl klar!

Diese Woche fuehle ich mich viel besser, bin richtig fit und voller Kraft, also bin ich fast den ganzen Tag an der Uni und uebe oder unterrichte. Das heisst, dass ich schon vor dem Unterricht da bin und sehr puentklich anfangen kann, was ich auch tat. Aber wirklich minutengenau! Schon bevor Claudia da war. Am Montag verspaetete sie sich sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag gute 7 Minuten, ich schaute nur leicht ueberheblich auf die Uhr (das macht sie auch immer und schreibt dann eine sms, lol) und kommentierte trocken:
"Klopfe bitte erst an, wenn die Studentin aufgehoert hat zu spielen, nicht mittendrinnen, danke."

Gestern war sie dann puenktlich, klar!

Wir wissen noch immer nicht, wann das Konzert stattfinden wird.

"Claudia, es ist schon der 23. Mai, wenn das Konzert in der ersten Juni Woche ist, dann muss man doch schon wissen, wann es ist und was ich zusammen mit Wang spiele! Ich will nicht 2 Tage vor dem Konzert die Noten bekommen."
"Oh, reichen Dir 2 Tage vor dem Konzert?"
"Eben nicht! Ich spiele ja nicht so ungefaehr, ich will es mir anschauen und mit ihm proben!"
"Ach, okay, ich frage Miss Chu."
5 Minuten spaeter.
"Liu Yuan kommt am 2. Juni aus Jinan zurueck, dann mal schauen, wann das Konzert ist und was er begleitet."
"Ach?", ich hebe die Augenbraue hoch und Claudia ahnt schon was Boeses.
"Ja, leider noch nicht, erst wenn er zurueck ist."
"Claudia, wir sind 3 Solisten, 3 Solisten! Diana, Wang und ich. Liu Yuan begleitet 3 Stuecke von Diana, jetzt macht man den Termin von ihm abhaengig? Hat er kein Telefon, kann man ihn nicht anrufen? Was soll das? Nur weil er von der Musikabteilung ist? Und wir die 'Kooperationsabteilung'? Will man uns mal wieder zeigen, dass hier nur die Chinesen gefragt werden? Ihr werdet es wohl nie kapieren. Solche Respektlosigkeiten sind unfassbar!", ich rege mich ein bisschen kuenstlich auf, denn eigentlich rege ich mich hier ueber gar nichts mehr auf, aber ich will manchmal so richtig fies sein. Ja.

Ich bin nicht hier, um das chinesische System zu "aendern", natuerlich nicht, will ich auch nicht machen, sie leben ja gut damit. Darf ich ja auch laut meinem Vertrag nicht. Aber irgendwie hat man, oder besser gesagt, habe ich doch das Beduerfnis zumindest einen Schritt nach vorne zu gehen. Was meine Studentinnen betrifft, da kann ich wirklich mit gutem Gewissen sagen, dass sie unglaublich grosse Fortschritte gemacht haben und dass sich mein Aufenthalt hier gelohnt hat. Aber sie muessen irgendwann einmal checken, dass sie nicht bestausgebildete Leute hierher holen und sie dann klein machen und furchtbar behandeln koennen.

Jetzt weiss ich, warum hier niemand laenger als ein Semester geblieben ist. Ich weiss auch, warum eine der Vorgaengerinnen selbst einen Kurs in Zheng Zhou organisiert hat und die Universitaet hier sehr dagegen war, weil man ja nichts ohne der Zustimmung der Universitaet machen darf. Das Problem ist, dass hier wirklich immer neue Leute kommen und die Chinesen es einfach jedesmal von vorne versuchen. Es ist unglaublich erschoepfend, jeden Tag mit irgendwas normalem - also fuer uns normalem - kaempfen zu muessen. Sei es Strom, Wasser, Internet, Termine. Man kommt sich richtig ausgenutzt vor. Zeiten ohne all diese Dinge kenne ich wohl auch, aber damals war der Krieg und ich konnte nichts daran aendern, hier kann man aber etwas aendern. Aber man muss diskutieren, diskutieren, diskutieren. Ueber den Strom. Oder sowas. Kraftraubend.

Und der Unterricht ist auch erschoepfender, weil man hier gleichzeitig und bei einem Studenten auf allen moeglichen Niveaus unterrichten muss, da sie zu wenig Hintergrundwissen haben.

Nun, zwei Leute, die ich gern als meine Nachfolger hier gesehen haette, moechten nicht nach China kommen. Weil ich die Wahrheit gesagt habe, mit allen guten, aber auch mit allen schlechten Seiten. Sie wuerden gern fuer 3-4 Wochen kommen, aber nicht fuer ein ganzes Semester. Geht ja auch nicht, wenn man gerade in Europa das ganze naechste Jahr verplant hat. Auch das habe ich Claudia gesagt.

"Tina, heisst es, sie moechten kommen, koennen aber nicht?"
"Nein, Claudia, eigentlich moechten sie nicht."

Ja, auch das soll sie wissen. Unter solchen Bedingungen kommt man nicht gern nach China. Ist so.

Ich bin mal gespannt, ob sich das je aendern wird, hm.

Eigentlich wollte ich ueber meinen Unterricht schreiben, jetzt schweifte ich mal wieder zu sehr ab! Meine Maedels gaben sich besonders viel Muehe, es ist immer so, wenn irgendein "Skandal" passiert. Ich bin zuversichtlich, bis zur Pruefung werden sie alle das Programm sehr gut spielen. Die letzten Wochen waren auch deshalb anstrengend, weil ich meine Studentinnen ein bisschen "unter Druck" setzen musste, damit das Programm auf eine hoehere Ebene kommt. Das ist es jetzt und der Unterricht ist richtig schoen.

Beste Gruesse, meine Lieben!
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