...
Happy End!
Grosses Theater, hervorragende Schauspielerei, Entschuldigungen, 180 Yuan und sogar eine Umarmung!
Ich erzaehlte heute zu Claudia, denn ich weiss ja, dass sie alles weiter leitet, dass ich mich schon beschwert haette, noch immer fassungslos ueber solche Frechheiten und Respektlosigkeiten sei, ich trug es sehr dick auf, Claudia nickte und stimmte mir zu. Chinesische Seite aus Wien duerfte auch schon interveniert haben.
Miss Li faehrt morgen weg, in den naechsten Tagen wird sie nach Europa fahren (endlich hat sie das Visum bekommen) und wollte uns schon heute Abend das Geld fuer April geben, was wir 10 Minuten vor dem geplanten Treffen erfahren haben.
Mit einer sehr sanftmuetigen, betroffenen aber bestimmten und ernsten Stimme sage ich zu Claudia:
"Ich moechte bitte Miss Li nicht treffen, ich habe nicht vor, mich anschreien zu lassen und komme nur, wenn sie sich fuer ihr Verhalten gestern entschuldigt, denn das war voellig inakzeptabel. Ich werde kein Wort mehr mit ihr sprechen, bevor sie sich nicht entschuldigt hat."
"Okay, ich sage Miss Li."
Chinesen, die sich entschuldigen, na das waere ja eine absolute Premiere!
15 Minuten spaeter ruft mich Claudia an.
"Tina, wir sind alle hier, kannst Du bitte vorbei kommen, Miss Li moechte sich entschuldigen."
"Ja, ich komme vorbei."
Diana, Gina, Claudia, Wang und Miss Li sitzen in der Ex-Wohnung von Diana, also dem Arbeitszimmer von Miss Li, wir begruessen uns. Wir laecheln uns leicht distanziert an.
Miss Li erzaehlt etwas, Claudia uebersetzt es:
"Miss Li hat so einen Charakter, sie kann sich nicht zurueckhalten, sie ist zu jedem so und sie moechte sich entschuldigen, aber wenn Du Dich auch entschuldigst, denn Du bist gestern einfach so weggegangen!"
Ich musste lachen.
"Ich bin doch nur weggegangen, damit Miss Li nicht weggeht, ich wollte ihr Tuere-knallen verhindern!"
"Du hast es also von Miss Li gelernt?"
"Ja!"
Die Stimmung wird lockerer, alle lachen so ein bisschen.
Aber ich bin ja nicht so, mache schon gern den ersten Schritt, spreche weiter und gucke zuckersuess dabei:
"Natuerlich entschuldige ich mich dafuer, dass ich gestern meine Stimme erhoeht habe, ich tue das, wie Du weisst, niemals, aber ich konnte sonst Miss Li nicht unterbrechen und ich entschuldige mich dafuer, dass ich weggegangen bin, das macht man auch nicht. Aber ich entschuldige mich fuer meine Forderungen nicht!"
Miss Li nickt mit dem Kopf, bedankt sich, dann entschuldigt sie sich und guckt mich noch zuckersuesser an:
"Ich entschuldige mich dafuer, dass ich so rumgeschrien habe und mich so verhalten habe, ich werde versuchen, nicht mehr so zu reagieren."
"Danke schoen."
Zuckersuesses Laecheln.
Diana amuesiert sich koestlich und schaut uns zu.
"Tina, Miss Li ist bereit, Dir 180 Yuan fuer das Fahrrad zu geben, wenn Du unterschreibst, dass Du 180 Yuan bezahlen wirst, wenn dieses Fahrrad gestohlen wird."
Der "wir-sind-so-grosszuegig" Blick.
"Danke, das ist wirklich schoen. Ich kann aber leider in einem Land in dem alles jeden Tag verschwinden kann, nicht dafuer garantieren, dass es nicht gestohlen wird."
"Heisst es, Miss Li muss dann noch ein Fahrrad kaufen?"
Ich lache.
"Nein, das muss sie nicht. Ein Fahrrad pro Semester reicht mir. Wenn dieses gestohlen wird, kaufe ich mir selbst ein Neues. Ich kann also unterschreiben, dass ich das Fahrrad fuer dieses Semester bekommen habe, ohne irgendwelche Garantien zu uebernehmen." Ich setze meinen besten "ich-komme-euch-so-entgegen-und-bin-sehr kompromissbereit" Blick ein.
"Und brauchst Du dann im naechsten Semester wieder ein Neues?"
Dieses "im naechsten Semester" geht mir schnell durch den Kopf. Aha.
"Wenn dieses kaputt oder gestohlen wird, dann ja. Sonst natuerlich nicht."
"Okay. Danke schoen."
Alle sind gleucklich, man koennte von so viel verlogenes Nettsein kotzen, aber wir laecheln natuerlich.
Diana amuesiert sich weiterhin und sagt auf Bulgarisch:
"Was fuer ein Schauspiel, koestlich!"
Wir lachen. Chinesen lachen auch, das wird schon was Witziges sein, denken sie sich bestimmt!
Ich kriege mein Gehalt fuer April, Miss Li moechte noch etwas sagen.
"Wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit gut funktionieren wird, wir denken immer an die Zukunft und hoffe, dass solche Vorfaelle nicht wieder vorkommen."
"Ja, ich hoffe auch und ich habe von diesem Vorfall nichts der Wienerseite erzaehlt, ich habe mich bei der chinesischen Seite beschwert, aber wenn ich das Wien erzaehlt haette, dann waeren sie ausgeflippt, denn sowas waere fuer sie absolut unvorstellbar, dass wir hier solche Probleme haben, also habe ich es lieber nicht erzaehlt", sehr versoehnlich und ueberzeugend erfinde ich. Ich habe es in der Tat der Wienerseite nicht erzaehlt, aber nicht, weil sie dann angeblich ausflippen wuerden. lol
"Oh, vielen herzlichen Dank dafuer"
"Bitte, gerne."
Alle sind gluecklich, wir unterhalten uns noch ueber Wien und geben Miss Li Tipps.
Selbstverstaendlich konnte ich mir nicht verkneifen, Miss Li zu sagen, dass sie in Wien nicht die Tuere zuknallen sollte!
Miss Li freut sich richtig auf die Reise, wir freuen uns auch fuer sie. Sie zeigt uns einen Ausweis von ihr, zeigt, dass sie 1972 geboren ist und zeigt mir ein "so wie Du!" und fragt Diana und mich, wie wir unsere Haut pflegen, denn sie habe schon so viele Faeltchen und so. Wir verneinen das natuerlich, Diana gibt Honig-Maske-Tipps, ich sage Miss Li, dass ich ihr selbst eine Hautmaske zubereite, wenn sie zurueck kommt, so ein echtes Schoenheitsprogramm wuerde ich fuer sie machen, ja, sowas sage ich.
Um Himmels Willen, meine schlimmsten Seiten kommen hier zum Vorschein, furchtbar!
"Miss Li, pass auf Dich auf, lass es Dir gut gehen und geniesse Wien."
Miss Li moechte mich umarmen, ach, wie romantisch! Ich umarme sie, wir verabschieden uns, Diana und ich gehen raus, Diana lacht:
"Was fuer ein Theater!"
Grosses Theater, hervorragende Schauspielerei, Entschuldigungen, 180 Yuan und sogar eine Umarmung!
Ich erzaehlte heute zu Claudia, denn ich weiss ja, dass sie alles weiter leitet, dass ich mich schon beschwert haette, noch immer fassungslos ueber solche Frechheiten und Respektlosigkeiten sei, ich trug es sehr dick auf, Claudia nickte und stimmte mir zu. Chinesische Seite aus Wien duerfte auch schon interveniert haben.
Miss Li faehrt morgen weg, in den naechsten Tagen wird sie nach Europa fahren (endlich hat sie das Visum bekommen) und wollte uns schon heute Abend das Geld fuer April geben, was wir 10 Minuten vor dem geplanten Treffen erfahren haben.
Mit einer sehr sanftmuetigen, betroffenen aber bestimmten und ernsten Stimme sage ich zu Claudia:
"Ich moechte bitte Miss Li nicht treffen, ich habe nicht vor, mich anschreien zu lassen und komme nur, wenn sie sich fuer ihr Verhalten gestern entschuldigt, denn das war voellig inakzeptabel. Ich werde kein Wort mehr mit ihr sprechen, bevor sie sich nicht entschuldigt hat."
"Okay, ich sage Miss Li."
Chinesen, die sich entschuldigen, na das waere ja eine absolute Premiere!
15 Minuten spaeter ruft mich Claudia an.
"Tina, wir sind alle hier, kannst Du bitte vorbei kommen, Miss Li moechte sich entschuldigen."
"Ja, ich komme vorbei."
Diana, Gina, Claudia, Wang und Miss Li sitzen in der Ex-Wohnung von Diana, also dem Arbeitszimmer von Miss Li, wir begruessen uns. Wir laecheln uns leicht distanziert an.
Miss Li erzaehlt etwas, Claudia uebersetzt es:
"Miss Li hat so einen Charakter, sie kann sich nicht zurueckhalten, sie ist zu jedem so und sie moechte sich entschuldigen, aber wenn Du Dich auch entschuldigst, denn Du bist gestern einfach so weggegangen!"
Ich musste lachen.
"Ich bin doch nur weggegangen, damit Miss Li nicht weggeht, ich wollte ihr Tuere-knallen verhindern!"
"Du hast es also von Miss Li gelernt?"
"Ja!"
Die Stimmung wird lockerer, alle lachen so ein bisschen.
Aber ich bin ja nicht so, mache schon gern den ersten Schritt, spreche weiter und gucke zuckersuess dabei:
"Natuerlich entschuldige ich mich dafuer, dass ich gestern meine Stimme erhoeht habe, ich tue das, wie Du weisst, niemals, aber ich konnte sonst Miss Li nicht unterbrechen und ich entschuldige mich dafuer, dass ich weggegangen bin, das macht man auch nicht. Aber ich entschuldige mich fuer meine Forderungen nicht!"
Miss Li nickt mit dem Kopf, bedankt sich, dann entschuldigt sie sich und guckt mich noch zuckersuesser an:
"Ich entschuldige mich dafuer, dass ich so rumgeschrien habe und mich so verhalten habe, ich werde versuchen, nicht mehr so zu reagieren."
"Danke schoen."
Zuckersuesses Laecheln.
Diana amuesiert sich koestlich und schaut uns zu.
"Tina, Miss Li ist bereit, Dir 180 Yuan fuer das Fahrrad zu geben, wenn Du unterschreibst, dass Du 180 Yuan bezahlen wirst, wenn dieses Fahrrad gestohlen wird."
Der "wir-sind-so-grosszuegig" Blick.
"Danke, das ist wirklich schoen. Ich kann aber leider in einem Land in dem alles jeden Tag verschwinden kann, nicht dafuer garantieren, dass es nicht gestohlen wird."
"Heisst es, Miss Li muss dann noch ein Fahrrad kaufen?"
Ich lache.
"Nein, das muss sie nicht. Ein Fahrrad pro Semester reicht mir. Wenn dieses gestohlen wird, kaufe ich mir selbst ein Neues. Ich kann also unterschreiben, dass ich das Fahrrad fuer dieses Semester bekommen habe, ohne irgendwelche Garantien zu uebernehmen." Ich setze meinen besten "ich-komme-euch-so-entgegen-und-bin-sehr kompromissbereit" Blick ein.
"Und brauchst Du dann im naechsten Semester wieder ein Neues?"
Dieses "im naechsten Semester" geht mir schnell durch den Kopf. Aha.
"Wenn dieses kaputt oder gestohlen wird, dann ja. Sonst natuerlich nicht."
"Okay. Danke schoen."
Alle sind gleucklich, man koennte von so viel verlogenes Nettsein kotzen, aber wir laecheln natuerlich.
Diana amuesiert sich weiterhin und sagt auf Bulgarisch:
"Was fuer ein Schauspiel, koestlich!"
Wir lachen. Chinesen lachen auch, das wird schon was Witziges sein, denken sie sich bestimmt!
Ich kriege mein Gehalt fuer April, Miss Li moechte noch etwas sagen.
"Wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit gut funktionieren wird, wir denken immer an die Zukunft und hoffe, dass solche Vorfaelle nicht wieder vorkommen."
"Ja, ich hoffe auch und ich habe von diesem Vorfall nichts der Wienerseite erzaehlt, ich habe mich bei der chinesischen Seite beschwert, aber wenn ich das Wien erzaehlt haette, dann waeren sie ausgeflippt, denn sowas waere fuer sie absolut unvorstellbar, dass wir hier solche Probleme haben, also habe ich es lieber nicht erzaehlt", sehr versoehnlich und ueberzeugend erfinde ich. Ich habe es in der Tat der Wienerseite nicht erzaehlt, aber nicht, weil sie dann angeblich ausflippen wuerden. lol
"Oh, vielen herzlichen Dank dafuer"
"Bitte, gerne."
Alle sind gluecklich, wir unterhalten uns noch ueber Wien und geben Miss Li Tipps.
Selbstverstaendlich konnte ich mir nicht verkneifen, Miss Li zu sagen, dass sie in Wien nicht die Tuere zuknallen sollte!
Miss Li freut sich richtig auf die Reise, wir freuen uns auch fuer sie. Sie zeigt uns einen Ausweis von ihr, zeigt, dass sie 1972 geboren ist und zeigt mir ein "so wie Du!" und fragt Diana und mich, wie wir unsere Haut pflegen, denn sie habe schon so viele Faeltchen und so. Wir verneinen das natuerlich, Diana gibt Honig-Maske-Tipps, ich sage Miss Li, dass ich ihr selbst eine Hautmaske zubereite, wenn sie zurueck kommt, so ein echtes Schoenheitsprogramm wuerde ich fuer sie machen, ja, sowas sage ich.
Um Himmels Willen, meine schlimmsten Seiten kommen hier zum Vorschein, furchtbar!
"Miss Li, pass auf Dich auf, lass es Dir gut gehen und geniesse Wien."
Miss Li moechte mich umarmen, ach, wie romantisch! Ich umarme sie, wir verabschieden uns, Diana und ich gehen raus, Diana lacht:
"Was fuer ein Theater!"
Vollmeise - 12. Apr, 21:06