6
Mrz
2006

...

"Du schreibst das alles in Deinem Blog?"
"Jaaaaaaa."
"Du schreibst, dass wir bei Jia La Jia waren?"
"Japp, schreibe ich."
"Wirst Du schreiben, dass wir heute in der Mittagspause in der Mensa waren und uns Maiskolben geholt haben?"
"Kann schon sein! Aber ich hab schon gestern geschrieben, dass Du mir aus Jia La Jia Maroni und einen Maiskolben mitgebracht hast, ich kann ja nicht jeden Tag ueber Maiskolben schreiben!"
"Sowas schreibst Du?", fragt mich Diana lachend.
"Ja, natuerlich!"
"Du bist verrueckt!"
"Das ist natuerlich auch moeglich. Kannst ja gern lesen, was ich schreibe. Da steht nix schlimmes und nichts zu privates."
"Nein, danke! Wer weiss, was Du da alles erzaehlst! Ich will es lieber nicht lesen."
"Ich hab geschrieben, dass Du lieb und witzig bist!"
"Auch, dass ich umgezogen bin?"
"Ja, natuerlich! Das ist sehr interessant, das musste ich erzaehlen!"
"Du spinnst!"
"Moeglich. Und gejammert hab ich auch, das kann ich ganz gut, wusste ich gar nicht!"
"Hast Du gejammert, weil Deine neue Kollegin so anstrengend ist?"
"Nein, nein, natuerlich nicht!"
Wir lachen beide.


Heute war ich noch immer ziemlich angeschlagen, ich haette am Liebsten alles auf morgen verschoben. In einer "Jammerstimmung" aufgewacht, fuer nichts faehig.

Um 8 Uhr hatte Sun Zhao die Stunde, eigentlich eine Doppelstunde. Schon als ich sie sah, ging es mir besser, sie hatte sich so huebsch fuer die Klavierstunde gemacht. Das ist immer wieder sehr ruehrend. Wirklich.
Sun Zhao ist im 3. Studienjahr, sie spielt wunderschoenes und schwieriges Programm und hat fuer heute sehr gut geubt. Quintenzirkel, um 8 Uhr in der Frueh. Also alle "Dur-Tonarten mit dem Kreuz" - so sage ich es, sonst wird es nicht verstanden - super gespielt. Bach, die dreistimmige f-Moll Fuge, jede Stimme gelernt, perfekte Artikulation. Wir arbeiten am "Hinspielen" und "plumpe-Akzente-vermeiden", sie reagiert sofort, setzt alles um, der Unterricht macht Spass. Eine Stunde ist schon vorbei, wir machen kurze Pause, dann die Pathetique, 2. und 3. Satz, ach, das wird sie so schoen spielen, Brahms g-Moll Rhapsodie...schon 10 Uhr.
"Viel Spass beim Ueben, wir sehen uns am Mittwoch!"
"Ja, danke schoen!"
"Bitte schoen, bis dann. Ich freue mich!"

10 Uhr also. Und ich soll bis 19 Uhr unterrichten. Ich spuere schon, dass ich es nicht schaffen werde, gebe aber noch nicht auf. In China kann man ja auch kurzfristig was verschieben, diese Leichtigkeit des Seins eignet man sich an, also mache ich weiter.

Yuan Yuan kommt, hat sich fuer die Stunde auch sehr gut vorbereitet. Sie ist sehr schlau, sie hoert sich zu, sie hoert sowieso sehr gut, sie macht vieles richtig, aber sie musiziert meistens nicht, sie spielt, was und wie ich es gesagt habe, es kommt kaum was von ihr selbst. Wir arbeiten eine Stunde an den 4 Takten von Beethoven Sonate op. 49 Nr. 2, Yuan Yuan musiziert. Mittagspause, ich hoere Yuan Yuan ueben, freue mich. Gerade hatte sie doch die Klavierstunde, normalerweise verschwindet sie ganz schnell und uebt an dem Tag sowieso nicht mehr, aber heute will sie gleich nach der Stunde weiter ueben. Keine Ahnung, ob ihr das nachvollziehen koennt, aber das ist so schoen. Das ist so ein schoenes Gefuehl.

Trotzdem spuerte ich, dass ich den Nachmittag nicht schaffen werde. Einzelunterricht ist anstrengend, man ist 100% dabei, es geht nicht, wenn man sich schlecht fuehlt. Vor Allem nicht, wenn man merkt, wie sehr sich die Studentinnen Muehe gemacht haben, sie sind fleissig, sie ueben, sie wollen ihr Bestes geben.

14 Uhr. Cai Quan kommt. Sie war auch fleissig, aber sie ist oft sehr oberflaechlich, sie musiziert, aber oft an dem Komponisten vorbei. Falsche Toene, falsche Artikulation, falsche Betonungen.

15 Uhr. Fei Fei. Viel Arbeit. Ich merke, ich werde ungeduldig. Ich habe Schmerzen und werde langsam unkonzentriert. Und das hat Fei Fei nicht verdient, sie hat wirklich sehr gut geuebt. Danach sollten noch Jun Ling und Du Jun kommen.
Also, 15:30:
"Claudia, kann Fei Fei morgen kommen? Jun Ling und Du Jun auch? Verschieben wir es auf morgen, okay?"
"Kein Problem!"

Wir schauen noch zu Jun Ling und Du Jun vorbei, die gerade fleissig ueben, sagen ihnen Bescheid, sie freuen sich, dass sie noch einen Tag zum Ueben haben, ich gehe nach Hause und schlafe sofort ein.
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